Nach zwei Jahren Corona-Pause findet am Donnerstagabend der Opernball statt - und wie immer nicht ohne Gegendemo. Doch während es sich früher um kleinere Gruppierungen handelte, war der Protestzug in kurzer Zeit auf mehrere hundert Teilnehmer angewachsen, laut Polizei waren es am Ende sogar 500. Die Lage war zwischendurch angespannt, Aktivisten schafften es trotz Polizeisperren sogar bis knapp vor die Oper. Und auch auf dem roten Teppich wurde demonstriert.
Kurz vor der Eröffnung im glitzernden Ballsaal war der Protestzug am Karlsplatz angekommen. Es wurde zwar Pyrotechnik gezündet, die Demo ging allerdings dann friedlich zu Ende. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, denn mit einer derartigen Anzahl an Demonstranten war im Vorfeld wohl nicht gerechnet worden.
Protest gegen soziale Ungerechtigkeit
Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) hatte zu einem Protestzug aufgerufen, zu der sich kurz vor 19 Uhr am Keplerplatz in Favoriten die ersten Teilnehmer formiert hatten, um dann zur Oper zu marschieren.
Das Motto war ebenfalls wohlbekannt: Marschiert wurde unter dem Motto „Eat the Rich“ gegen soziale Ungerechtigkeit. Ein paar Demonstranten schafften es trotz Polizeisperre bis kurz vor die Oper, sonst wurden allerdings keine weiteren Zwischenfälle gemeldet.
Auch die Partei LINKS hatte zu einer Kundgebung zwischen Oper und Albertina ab 20 Uhr aufgerufen. Die Teilnehmer fanden sich dort gemäß dem Leitmotiv „Punsch the Rich“ ein, es wurde kostenloser Punsch ausgeschenkt. LINKS-Sprecherin Anna Svec hofft auf eine prominente Teilnehmerin und hat Lugners Opernballgast Fonda zur Kundgebung geladen.
Klimaprotest auf dem roten Teppich
Nicht gegen, sondern am Opernball protestiert wurde durch die Klima-Aktivisten Lena Schilling und Daniel Shams. Sie entrollen am Donnerstagabend ein Banner mit der Aufschrift „Ihr tanzt, wir brennen“ auf dem roten Teppich. Dabei wurden sie von Schauspieler Michael Ostrowski unterstützt. Schilling und Shams wiesen nach eigenen Angaben „auf die übergroße Schuld der Reichen und Mächtigen an der Klimakrise“ hin, wie es in einer Aussendung von „System Chance not Climate“ hieß.
Besondere Kritik richten sie an die Wirtschaftskammer und deren Präsident Harald Mahrer, die sich wie jedes Jahr eine eigene aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte Loge am Opernball leisten. „Es wird Protest geben, es wird Widerstand geben. Es ist klar, dass die reichsten zehn Prozent auch in Österreich die Hälfte der Treibhausgasemissionen verursachen und damit hauptverantwortlich sind für die Klimakrise auch in Österreich. Und dagegen werden wir aufstehen, auch heute“, sagte Schilling.
„Fossil des Abends“ für Mahrer
Schilling und Shams wollten sich gemeinsam mit Ostrowski auf den Weg zur WKO-Loge machen, um dem Wirtschaftskammer-Präsidenten einen Preis zu überreichen: das „Fossil des Abends“. „So viel Skrupellosigkeit verdient einen Preis. Harald Mahrer bekommt heute ein tanzendes Fossil, damit er sich auch in 20 Jahren noch an seinen Beitrag erinnert, unsere Energierechnungen unleistbar und unsere Welt unbewohnbar zu machen“, sagte Shams. Bevor sie Mahrer den „Preis“ verleihen konnten, wurden sie von Securities hinauskomplimentiert - „unter Zwang“, wie sie betonten.
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