Krieg als Vorbereitung
Assad hielt zynische Rede nach Erdbebenkatastrophe
In seiner ersten Rede seit dem verheerenden Erdbeben hat sich der syrische Präsident Baschar al-Assad in einer TV-Ansprache zu Wort gemeldet. Darin räumte er ein, dass das Land das Desaster nicht ohne fremde Hilfe bewältigen kann: „Das Ausmaß der Katastrophe und die Aufgaben, die wir übernehmen müssen, sind viel größer als die verfügbaren Ressourcen“, so Assad. Mit einer zynischen Aussage sorgte er für Aufsehen: Er erklärte, der Bürgerkrieg habe die Menschen gut auf das Erdbeben vorbereitet.
Vor wenigen Tagen hatte Assad mit seiner Frau das Katastrophengebiet in Aleppo im Norden des Landes besucht. Nun sorgte er in einem Fernsehauftritt für Empörung, als er den von ihm befeuerten Bürgerkrieg, der das Land seit fast zwölf Jahren beutelt, als gute Vorbereitung auf die Katastrophe bezeichnete. Der Konflikt hat bereits 350.000 Todesopfer gefordert - der Präsident geht dabei brutal gegen die eigene Bevölkerung vor. Ihm werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie der Einsatz von Chemiewaffen, vorgeworfen.
Assad dankt „arabischen Brüder und anderen Freunden“
„Der Krieg, der Ressourcen erschöpfte und Fähigkeiten schwächte, hat der syrischen Gesellschaft die Erfahrung gegeben, um mit dem Erdbeben umzugehen“, erklärte Assad im Fernsehen. Bislang wurden von der Weltgesundheitsorganisation 5900 Erdbebentote in Syrien gezählt, eine Zahl, die noch weiter steigen wird. „Syrien war zweieinhalb Jahrzehnte lang keine Erdbebenregion und war auf solch ein Beben nicht vorbereitet“, so Assad weiter. Er dankte für die Hilfen „arabischer Brüder und anderer Freunde“.
Die Nothilfen hätten geholfen, die Folgen des Erdbebens zu verringern. Assad kündigte jedoch auch weitere Maßnahmen an. Die Behörden hätten bereits vorübergehende Unterkünfte bereitgestellt, ein neuer Hilfsfonds sei zudem eingerichtet worden. Eine wichtige Lektion aus dem Desaster sei, dass „wir es geschafft haben, die Umstände in unseren verschiedenen Bereichen zu überstehen“, erklärte Assad.
Regime kann Katastrophe für sich nutzen
Im Staatsfernsehen wird das Eintreffen von Hilfslieferungen in die vom Regime kontrollierten Gebiete wie Aleppo, Damaskus oder Latakia wirksam inszeniert. „Hier am Flughafen von Aleppo kennt die Menschlichkeit wirklich keine Grenzen!“, erklärte ein Reporter während eines Berichts, nachdem Flugzeuge aus Algerien und Saudi-Arabien mit Hilfsgütern gelandet waren.
Ein Treffen zwischen Assad mit dem Direktor der Weltgesundheitsorganisation und dem UN-Nothilfekoordinator eine Woche nach dem Beben wurde von Experten als problematisch beurteilt: Es gibt viel Kritik an der UN und UN-Organisationen, weil sie de facto die Macht des syrischen Regimes untermauern", erklärte Melani Cammett, Politikwissenschaftlerin an der Harvard University. Natürlich sagen sie, dass sie politisch neutral sind - aber natürlich sorgt jede Hilfe, die man reinbringt, auch dafür, dass das syrische Regime bestätigt wird."
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