Der ÖVP-Nationalratsabgeordnete Franz Hörl ließ am Freitag mit einem emotionalen Angriff auf Umweltministerin und Koalitionspartnerin Leonore Gewessler (Grüne) aufhorchen. Auslöser dafür ist die Dauercausa Wolf, in der er nicht verstehen könne, „wie man so herzlos agieren kann“. Gewessler würde aus Ideologie „gegen den Tierschutz sowie Naturschutz“ Politik machen. Die Grünen reagierten prompt - und kritisierten mangelnden Anstand bei Hörl.
Hörl fährt damit schwere Geschütze gegen die Umweltministerin auf: Sie würde, wie alle anderen „Wolfsfreunde“ mit „dem Feuer und dem Leben von Mensch und Tier spielen“, sagte Hörl im APA-Gespräch. Gewessler und elf EU-Amtskollegen hatten sich zuletzt in einem Schreiben an die EU-Kommission für das Raubtier starkgemacht.
Wortgewaltiger Hörl ganz „betrübt“
Er könne nicht verstehen, dass eine „so intelligente und kluge Frau so herzlos agieren und sich aus reiner Ideologie derart versteigen kann“, so Hörl: „Das betrübt mich zutiefst und macht mich sehr traurig.“ Umso betrübter mache es ihn, dass die Ministerin damit auch „gegen den Tierschutz sowie den Naturschutz agiert“, erklärte der wortgewaltige Zillertaler Hotelier, Landwirt und Jäger.
Gewessler und ihre Kolleginnen und Kollegen hatten in dem Schreiben eine Resolution des EU-Parlaments vom November scharf kritisiert. Die Themen seien „wichtig“, aber in Zeiten einer Biodiversitätskrise „ist die Tendenz der Entschließung, den rechtlichen Schutz des Wolfes zu schwächen, eindeutig“ abzulehnen, hieß es dort unter anderem. Eine Mehrheit der EU-Abgeordneten hatte unter anderem eine „Abschwächung des Schutzstatus“ gefordert.
„Lebensgefahr“ für Touristen
Gewessler wähle „aus rein ideologischen Gründen“ den „völlig falschen Weg“, attackierte Hörl die Umweltministerin. Denn eines sei klar: „Kommt der Wolf, geht die Alm.“ Es sei „gefährlich, Großraubtiere ohne jede Kontrolle zuzulassen und in die dicht besiedelten österreichischen Berge zu holen.“
In der Realität nicht handhabbar sah Hörl den beständig propagierten „Herdenschutz“ in Zusammenhang mit dem Wolf. „Wer von Herdenschutz spricht, der soll die Wahrheit sagen: Da werden extrem scharfe, große, gefährliche und eigenständig handelnde Schutzhunde eingesetzt. Diese Hunde verteidigen ihre Herde gegen alles und jeden“. Es bestehe dann „Lebensgefahr, auch für die Touristenfamilie und auch für den Schoß- oder Familienhund, der beim Wandern begleitet.“
Wölfe sind eine wichtige Art in vielen Ökosystemen und spielen eine bedeutende Rolle bei der Kontrolle von Wildtierpopulationen. Obwohl sie in Ausnahmefällen in Konflikt mit Menschen geraten können, sind sie in der Regel nicht gefährlich. In den meisten Fällen haben Wölfe mehr Angst vor Menschen als umgekehrt und meiden daher den Kontakt.
Allerdings können Wölfe für Vieh- und Nutztiere eine Bedrohung darstellen, insbesondere in Gebieten, in denen Mensch und Tier eng beieinander leben. In solchen Situationen sind Herdenschutzmaßnahmen, wie etwa Zäune, Herdenschutzhunde oder auch die sorgfältige Bewirtschaftung von Weideflächen, erforderlich, um Konflikte zu minimieren und den Schutz der Nutztiere zu gewährleisten.
Grüne fordern „Mindestmaß an Anstand“
Scharf fiel am Freitag die Reaktion der Grünen auf die Aussagen Hörls aus. „Politik lebt von Auseinandersetzungen, Politiker:innen leben von freier Meinungsäußerung. Was man sich aber dabei erwarten darf, ist ein Mindestmaß an Anstand“, richtete die Abgeordnete Barbara Neßler Hörl aus. Anstatt tatsächlich Lösungen zu suchen, werde hier „erneut kräftig medial gepoltert, um die eigene Klientel zu bedienen“, so die Tiroler Mandatarin.
„Das nenne ich heuchlerisch. Wenn Hörl Leonore Gewessler unterstellt, herzlos zu sein und gegen Tierschutz sowie Naturschutz zu agieren, dann hat Jäger Franz Hörl bei der Wortwahl kräftig danebengeschossen“, meinte Neßler.
Wolf als Abschusskandidat?
In Tirol hatte kürzlich eine breite Landtagsmehrheit mit Ausnahme der Grünen eine Gesetzesnovelle zum Jagdgesetz beschlossen, mit der ein leichterer Abschuss von Problem- und Risikowölfen per Verordnung ermöglicht wird. Die schwarz-rote Landesregierung sprach offen von einem juristischen Grenzgang. Organisationen wie der WWF oder der „Verein gegen Tierfabriken“ (VGT) orteten hingegen einen glatten Bruch von EU-Recht.
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