Seit acht Wochen sind in Hinterstoder die modernen Zehner-Gondeln in Betrieb. Weil die neue und viel schnellere Seilbahn jetzt nicht mehr im Zentrum losfährt, sind im Ort nicht alle froh darüber.
Seit dem 24. Dezember ist in Hinterstoder die neue Hössbahn in Betrieb. Dank der neuen, viel schnelleren Zehner-Kabinen können nun binnen einer Stunde 3200 Personen bequem vom Tal auf den Berg gebracht werden. Die alte Seilbahn schaffte nur etwa die Hälfte. „Wir können uns nun mit anderen Orten wie zum Beispiel Schladming messen“, meint Christian Schrems vom Edelweiß-Ressort.
Handel klagt über das Aussterben des Ortes
Doch nicht alle im Ort haben mit dem „Weihnachtsgeschenk“ der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG ihre Freude. „Der Ort stirbt aus. Jetzt geht es noch halbwegs, im Sommer kommt die Watsch’n“, klagt Geschäftsmann Hubert Huber. Sein 1976 eröffneter Ski-Shop und Supermarkt liegt unterhalb der alten im Zentrum gelegenen Talstation.
Am Weg zur Seilbahn passierten Skifahrer früher stets sein Geschäft. Jetzt steigen die Besucher schon vor der Ortseinfahrt in die Gondeln ein und verlassen Hinterstoder oft, ohne je den Ortskern betreten zu haben.
Gastro-Konkurrenz am Parkplatz
Hunger und Durst können nun am großen Hössbahn-Parkplatz gestillt werden. Die Seilbahn eröffnete einen Imbissstand. Die Konkurrenz bekommt auch Yvonne O’Shannassy zu spüren. Seit sieben Jahren führt sie im Herzen von Hinterstoder die Fleischerei, ein Café mit Weinbar und Appartements. „Das Laufgeschäft ist fast völlig weggebrochen. Der Umsatz ging um ein Drittel zurück. Dafür können die Appartementgäste jetzt die Ruhe genießen.“
In Summe ist die Besucher-Frequenz besser geworden.
Bürgermeister Klaus Aitzetmüller, ÖVP
Beim „Krone“-Lokalaugenschein war es bei strahlendem Sonnenschein einfach, ein gemütliches Platzerl vor dem Lokal zu ergattern. Dabei lockte ein Marketing-Event an diesem Tag 4000 Kinder an. „In Summe ist die Besucher-Frequenz besser geworden“, meint dagegen der ÖVP-Bürgermeister Klaus Aitzetmüller.
Debatte um Nachnutzung der alten Talstation
Noch mehr Besucher erhofft er sich durch eine Nachnutzung der alten Talstation. „Die Seilbahn steht im Wort, für einen ,Frequenzbringer‘ zu sorgen. Das wird also keine Mitarbeiter-Unterkunft“, betont der Ortschef. Die Seilbahnen AG sieht das anders: „Mit der Gemeinde haben wir eine Bedarfserhebung für die Nachnutzung durchgeführt. Es gibt viele Ideen. So viel können wir aber verraten – in der oberen Halle sollen 60 bis 80 Quartiere für die Mitarbeiter geschaffen werden, damit sie in der Region bleiben. In der unteren Halle bleibt die Verwaltung.“
Nie wieder Ski-Weltcup?
Unklar ist auch, ob es jemals wieder ein Ski-Weltcuprennen im Stodertal geben wird. Für die nächsten fünf Jahre scheint im Kalender des internationalen Ski-Verbands Hinterstoder nur als Ersatzort auf.
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