Desaster in den USA
Chemie-Zug entgleist: Angst vor Krankheiten wächst
Nach dem Entgleisen eines mit Chemikalien beladenen Güterzugs im US-Bundesstaat Ohio wachsen die Sorgen der Anrainer vor gesundheitlichen Folgen. Seit dem Unfall gibt es Klagen über Kopfschmerzen, gereizte Augen und Ausschlag. Die US-Umweltbehörde EPA versucht zu beschwichtigen.
Bei einem Besuch an der Unglücksstelle in der Ortschaft East Palestine versuchte EPA-Direktor Michael Regan, die Menschen vor Ort zu beruhigen. Man unterstütze die örtlichen Behörden bei der Ermittlung der Auswirkungen des Unfalls und stelle sicher, dass es keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung gebe, sagte Regan.
„In Grundfesten erschüttert“
Man teste sowohl das Wasser auch als die Luft regelmäßig auf gefährliche Schadstoffe. „Dieser Vorfall hat diese Gemeinde verständlicherweise in ihren Grundfesten erschüttert.“ Der Zug war Anfang Februar entgleist und in Flammen aufgegangen. Eine riesige Rauchwolke stand über der Gemeinde nahe der Staatsgrenze zu Pennsylvania. East Palestine wurde vorübergehend evakuiert.
Seit dem Unfall beklagen sich die Anrainer über gesundheitliche Probleme - darunter Kopfschmerzen, Augenreizungen und Ausschläge. Sie werfen den Behörden unvollständige Informationspolitik vor und fühlen sich im Stich gelassen. Auch die Eisenbahngesellschaft „Norfolk Southern“ steht in der Kritik, einer Versammlung mit Anrainern blieb sie fern.
„Überall tote Würmer und Fische“
Heftige Kritik an den Verantwortlichen übte James David Vance, republikanischer Senator für Ohio. Er postete am Donnerstag ein Video, das ihn bei einem Bach nahe dem Unfallort zeigt, der augenscheinlich durch die Schadstoffe verseucht wurde. „Es sind hier überall tote Würmer und tote Fische im Wasser“, sagt er. Mit einem Ast wühlt er das Bachbett auf, sofort erscheint ein schillernder, öliger Film, auf der Wasseroberfläche. „Man sieht die Chemikalien aufsteigen. Das ist ekelhaft!“, ruft er aus. Er forderte „Norfolk Southern“ dazu auf, die Säuberung konsequent voranzutreiben.
EPA-Direktor Regan erklärte aber, dass bei der Untersuchung von 480 Häusern keine Spuren von Chemikalien wie Vinylchlorid oder Chlorwasserstoff entdeckt worden seien. „Die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung hat für uns oberste Priorität“, betonte auch die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. Die örtlichen Behörden fürchten nun, dass Regen Schadstoffe in örtliche Bäche und Flüssen spülen könnte.
Gleichzeitig versuchte die Katastrophenschutzbehörde des Bundesstaates, die Anrainer zu besänftigen. Es könnten zwar Gerüche wahrgenommen werden. Das liege aber daran, dass einige der freigesetzten Schadstoffe eine niedrige Geruchsschwelle hätten. Diese Schadstoffe könnten also in einer Konzentration gerochen werden, die weit unter dem als gefährlich geltenden Wert liege.
Zweiter Zug entgleist
Indes ist am Donnerstag im Staat Michigan ein weiterer Zug vom gleichen Eisenbahnunternehmen entgleist. Nach offiziellen Angaben wurden dabei aber keine gefährlichen Stoffe freigesetzt. Auch wurden keine Verletzten gemeldet.
Der Zug mit etwa 30 Waggons war in einem Vorort von Detroit entgleist. Nach Behördenangaben hate ein Waggon flüssiges Chlor geladen hatte, der sich jedoch weit entfernt von den entgleisten Waggons befand und einer der ersten Waggons war, die entfernt wurden. Von den umgestürzten Waggons war einer mit Getreide beladen, der Rest war leer, so die Behörden.
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