Christian Rainer

Das Salzkammergut zwischen Himmel und Hölle

Kultur
19.02.2023 17:00

Ein Jahr bevor die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 eröffnet wird, gibt es heiße Diskussionen. Nach Hannes Androsch und Hubert von Goisern meldet sich nun auch Christian Rainer zu Wort. Der scheidende „profil“-Herausgeber, der in Ebensee verwurzelt ist, erzählt der „Krone“, was er vermisst - und warum man dem Mega-Projekt auf jeden Fall eine Chance geben soll.

„Krone“: Sie sind in Ebensee aufgewachsen, was ist Ihre stärkste Erinnerung?
Christian Rainer: Ebensee ist meine Heimat. Das ist der Ort, wo man zum ersten Mal liebt und hasst, sich fürchtet und freut. Das weiße Wasser der Schneeschmelze ist so etwas wie Muttermilch.

Ihr Vater war Direktor der einstigen Solvay-Werke in Ebensee. Sie wollten am Gelände ein Museum machen?
Mehr als das. Die Hallen und Schlote der Fabrik sind Ruinen, aus denen man einen Tempel der Arbeiterbewegung vor der Berg- und Wasserkulisse machen könnte.

Das Sujet „Macht und Tradition“ charakterisiert eine von vier Programmlinien von Salzkammergut 2024. (Bild: Salzkammergut 2024)
Das Sujet „Macht und Tradition“ charakterisiert eine von vier Programmlinien von Salzkammergut 2024.

Warum wird bei der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 nichts daraus?
Das ist kein Projekt für die Kulturhauptstadt. Viel zu teuer und auf eine lange Zukunft ausgerichtet.

Das Salzkammergut gilt als konservativ, die Leute sind auch sehr stolz und traditionsbewusst.
Und widerständig! Eine spannende Mischung aus genetisch verankertem Wertebewusstsein und im Blut wallender Bereitschaft zur Revolte.

Passt das Ihrer Meinung nach mit der Kulturhauptstadt zusammen?
Das passt nicht nur, das sollte sogar das Kraftwerk, der Grundgedanke dieses Projektes sein.

Was wünschen Sie sich von den Organisatoren, damit mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung möglich wird?
Kommunikation auf Augenhöhe mit von Neugier getragener Empathie. Selbst wenn beides nur meisterhaft gespielt wäre.

Zwischen Hannes Androsch und Hubert von Goisern sind schon die Fetzen geflogen. Wird noch mehr gestritten werden? Und worüber, was erwarten Sie?
Androsch gegen Hubert von Goisern - das ist Stoff für ein Shakespeare-Drama. Ich fürchte, jetzt erwartet uns eher ein Stellungskrieg mit Zinnsoldaten.

Was verwundert Sie am meisten?
Die Schauplätze sind 23 Gemeinden unterschiedlicher Couleur, subtil anderer Sprachmelodie und Tradition, das ganze generationenübergreifend und von ökonomischen Interessen unterwandert. Ich finde, mehr geht wohl nicht!

Christian Rainer beim Gespräch mit der „Krone“. (Bild: Jöchl Martin)
Christian Rainer beim Gespräch mit der „Krone“.
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Das Mantra „Salz, Wasser, Holz“ ist nur ein dumpfes Echo aus der Vergangenheit.

Christian Rainer über das bekannteste Bild, das zurzeit über die Kulturhauptstadt im Umlauf ist

Es werden Häuser revitalisiert: Das Lehár-Theater, das Sudhaus. Glauben Sie ist die Zeit ausreichend?
Gebäude sind geduldig. Daran wird die Welt nicht zugrunde gehen. Ich mache mir eher Sorgen, wenn ich höre, dass es Eingriffe bei den Uniformen und Marschformationen von Musikkapellen geben soll.

Was vermissen Sie im Programm?
Ich vermisse den einen Satz, der mit erklärt, was 2024 passiert. Das Mantra „Salz, Wasser, Holz“ ist nur ein dumpfes Echo aus der Vergangenheit.

Und warum sollte man der Kulturhauptstadt eine Chance geben?
Weil es sich das Salzkammergut verdient, als Dramatisierung von Himmel und Hölle auf der Weltbühne inszeniert zu werden.

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