Ein anderer sein, alles sagen dürfen, aus der Reihe tanzen, mutig und ausgelassen sein: Fasching stärkt das innere Gleichgewicht. Nach zwei Jahren Corona-Pause findet am Samstag wieder der große Faschingsumzug in Villach statt. Die „Krone“ hat Fotos und Videos!
„Lei, Lei!“, schallt es durch die Straßen und Gassen der Draustadt: In Villach wird endlich wieder Fasching gefeiert. Neben Tausenden bunt verkleideten Narren haben sich auch einige Spitzenkandidaten versammelt - der Wahlkampf geht ja weiter. LH Peter Kaiser und seine SPÖ gingen als Bildungssystem, ÖVP-Mann Martin Gruber „tarnte“ sich als Tom Cruise in „Top Gun“, Olga Voglauer von den Grünen verkleidete sich als Sonne und hatte PV-Anlagen dabei. Statt blau wählte FPÖ-Kandidat Erwin Angerer weiß für seinen Arztkittel.
Narrenfreiheit vor der Fastenzeit
Fasching! Der Begriff verspricht ausgelassenes Treiben. Aus dem mittelhochdeutschen Wort „vaschanc“ wurde unser Fasching. Unter dem Namen „vaschanc“ schenkten die Zünfte vor Beginn der Fastenzeit einen Trunk aus, dazu gab es reichliches Essen. Der wesentlich jüngere Begriff Karneval leitet sich vom Lateinischen ab und bedeutet so viel wie „Fleisch wegnehmen“ - verweist also auf die Fastenzeit.
Schon die alten Römer feierten ein Fest der verkehrten Welt: Bei den Saturnalien im Dezember bekamen selbst Sklaven eine Extraration Wein, wurden von ihren Herren bedient, konnten ungestraft ihre Meinung äußern. Sie genossen Narrenfreiheit - wie später bei den mittelalterlichen Narrengerichten und heute bei den Faschingssitzungen.
„Die verkehrte Welt, die auch in den Kostümen deutlich wird, haben wir auch in den mittlerweile seltenen Sauschädelgerichten: Der Diebstahl eines Sauschädels wird verhandelt, die Täter sind die Richter, die Opfer und sogar die Zeugen werden bestraft“, erklärt Kulturwissenschafter Heimo Schinnerl, der selbst Erfahrungen als Richter und Sauschädeldieb gesammelt hat. „Fasching ist zwar kein christliches Fest, aber die Faschingshochburgen liegen in katholischen Gebieten“, so Schinnerl. Dass der Fasching von einem heidnischen Winteraustreiben komme, kann die Wissenschaft nicht belegen.
Bärentreiben soll den Winter beenden
Dennoch führt man in Sörg das Bärentreiben auf die Hoffnung, dem Winter humorvoll ein Ende zu setzen, zurück. Der Brauch lockt am Sonntag (14 Uhr) Zuschauer in den Ort in der Marktgemeinde Liebenfels. Die drei „Heiligen Tage“ Faschingsonntag, Rosenmontag - der Begriff kommt von rasen und toben - und Faschingdienstag bilden den Höhepunkt des Faschings. Vielerorts gibt es große Umzüge (siehe oben). Um dem Fasching ein klares Ende zu setzen, wird er in Klagenfurt am Ende verbrannt.
Am Mittwoch bietet die Kirche einen seit dem 11. Jahrhundert belegten Ritus: Ein Aschenkreuz wird auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet. Seit der Antike steht Asche für Vergänglichkeit und Reinigung. Einzigartig sind die Kärntner Fastentücher, die bis Ostern die Altäre verhüllen.
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