Und schon wieder verzückt Team Kanada. Laurence St-Germain holte am Samstag sensationell Slalom-Gold und damit nach James Crawford (Gold/Super-G), Cameron Alexander (Bronze/Abfahrt) und dem Team (Bronze) die bereits vierte Medaille bei dieser WM für das Land mit dem Ahornblatt als Flaggensymbol. Mit der aus Quebec stammenden, studierten Informatikerin hatte im Vorfeld niemand gerechnet. Die 28-jährige war im Vorfeld auf höchster Ebene noch nie besser als Fünfte gewesen. Zudem hing die Ski-Karriere der Weltmeisterin am seidenen Faden ...
Auch eineinhalb Stunden nach ihrem Coup war die Frankokanadierin noch „over the moon“. „Ich wusste, es kann gut werden. Aber natürlich nicht, dass es so großartig werden würde.“ Auf größter Bühne hatte sie die bestimmende Skifahrerin der Gegenwart, Mikaela Shiffrin, auf Platz zwei verwiesen. Und das Herzschlagfinale, als Shiffrin Hundertstel um Hundertstel ihres Vorsprungs verlor, sogar nur teilweise mitbekommen. Die Prozedur, wie mit Podestleuten verfahren wird, war für sie ja völlig neu gewesen, sagte die Halbzeit-Dritte fast entschuldigend am Podium der Pressekonferenz. Die Orientierung in all dem Trubel war ihr offenbar nicht leicht gefallen. „Am Ende musste ich in der Mitte stehen. Das machte es einfacher für mich“, sagte die Siegerin und lachte.
Gold nahm die wohl größte Überraschung im Frauen-WM-Slalom seit mehr als 40 Jahren auch als Auszeichnung für unschönere Zeiten entgegen. Vor zehn Jahren war sie aus allen Verbandskadern gefallen und zog nach Vermont, um an der dortigen US-Uni mit Ski-Zweig Informatik zu studieren. Nach guten Leistungen schaffte sie den Sprung retour in den Kader. 2015 in Aspen fuhr sie endlich ihr erstes Weltcuprennen. Und erlebte ihre konstanteste Saison 2020/21 als Achte der Slalom-Wertung.
Spitzenplätze oder gar den Sprung aufs Podest hatte sie vor ihrer Großtat in Méribel aber noch nie geschafft. Im Slalom war bisher ein sechster Platz das Höchste gewesen. Am Samstag aber war sie im größten Saisonrennen zur Stelle - wie ihre Kollegen wenige Tage zuvor. „Mein erster Durchgang war um 4 Uhr Früh kanadischer Zeit. Wir müssen performen, nur so kriegen wir eine gewisse Sichtbarkeit“, erinnerte St-Germain. „Ich bin wirklich glücklich, dass auch ich etwas dazu beitragen konnte.“
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