30 Millionen Dollar Spielgeld - Leute, die mindestens so viel flüssig haben, sind künftig die Zielgruppe für den Genfer Automobilsalon. Der soll im Herbst - nach dreieinhalb Jahren Abstinenz - wieder stattfinden, allerdings einige Tausend Kilometer weiter östlich in Katar. Als Festival der Reichen, Superreichen und Geld-spielt-keine-Rolle-Reichen.
Der Genfer Automobilsalon gehörte seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 1905 zu den bedeutendsten Veranstaltungen im automobilen Kalender. Doch dann kam Corona, und vor drei Jahren wurde die Messe kurz vor der Eröffnung abgesagt. Die Aussteller durften ihre bereits aufgebauten Stände wieder demontieren und einmotten, was die Veranstalter allerdings nicht daran hinderte, ihnen die vollen Teilnahmegebühren in Rechnung zu stellen.
Seitdem sind alle Versuche, die traditionelle Leistungsschau der Automobilindustrie wiederzubeleben, gescheitert. Oder besser gesagt: fast, denn in diesem Jahr wird es zumindest eine Messe geben, die den Namen erbt: Die „Geneva International Motor Show“ wird von 5. bis 14. Oktober in Katar stattfinden.
Zu viele Messen zu dicht zusammen?
Die Messe liegt mit ihrem Termin also genau zwischen der IAA in München (5. bis 10. September) und der Tokyo Motorshow (26. Oktober bis 5. November). Das Emirat, das nur in großen Veranstaltungen denkt und sich so in der Welt profilieren will, griff nach dem Automobilsalon und leistete eine finanzielle Nothilfe für den Veranstalter, um die Ausstellung in die Wüste zu holen. Angeblich, so die regelmäßigen Meldungen aus der Gerüchteküche, soll der traditionsreiche Salon im kommenden Jahr dann aber wieder am Genfer See stattfinden. Doch diese Gerüchte gab es auch schon vorher immer wieder, ohne dass sich ein Hersteller in das Palexpo-Messegelände verirrte.
Die katarischen Veranstalter haben jetzt ihr Konzept für die Messe in Doha vorgestellt. Als Zielgruppe definieren die Organisatoren ganz offen vor allem die Reichen und Schönen dieser Welt und versprechen den entsprechenden Ausstellern eine Plattform „in dem weltweit am schnellsten wachsenden Markt für Luxus-Automobile.“ Denn, so das Beratungsunternehmen McKinsey, der „Schwerpunkt des Wachstums bei Luxusautomobilen hat sich von Nordamerika und Europa nach Asien und in den Nahen Osten verschoben“.
„Festival der automobilen Exzellenz“
Um diesen Anspruch zu untermauern, verweist das Organisationskomitee auf die dank steigender Energieprise stabile Wirtschaft und die weltweit am schnellsten steigende Zahl von Ultrareichen mit mindestens 30 Millionen Dollar flüssigem Kapital. Deren Zahl soll bis zum Jahr 2026 im Nahen Osten um weitere 25 Prozent wachsen. Deshalb, so sind sich die katarischen Veranstalter sicher, wird die Geneva International Motor Show Qatar „ein Festival der automobilen Exzellenz sein“.
Messetermin rund um Formel-1-Grand-Prix
Mehr als 200.00 Besucher und 1000 Medienvertreter werden in dem Emirat erwartet. Den Genfer Salon besuchten bei der vorerst letzten Veranstaltung im Jahr 2019 rund 600.000 Interessenten. Trotz der Ausrichtung auf Luxus findet sich neben den Themen Design, Innovationen und Mobilität auch der Begriff Nachhaltigkeit im Lastenheft. Über die Namen der Aussteller gibt es noch keine Angaben. Gleichzeitig können die Besucher auch den ersten Formel-1-Grand Prix in Katar am 8. Oktober erleben.
Damit die betuchten Besucher ihre potenziellen neuen Fahrzeuge ausführlich testen können, haben die Veranstalter ein aufwendiges Programm aufgelegt. Vorgesehen sind Fahrten in der Wüste mit eigenem Camp für die VIP-Gäste oder auf dem neuen Formel-1-Kurs in Lusail. In Doha selbst findet auf der sechs Kilometer langen Strandpromenade die „Parade of Excellence“ statt. Eine etwas andere Art der Blue Lane, wie sie bei der IAA Mobilty in München für Modelle mit alternativen Antrieben geplant ist.
Als Ausstellungsort wird das Doha Exhibition and Conference Center bereitstehen, wo die Unternehmen auf 29.000 Quadratmetern ihre Modelle glänzen lassen können. In Genf standen den Ausstellern bis zu 102.000 Quadratmeter in den Palexpo-Hallen und 21.000 Quadratmeter Außenfläche zur Verfügung - die damals kleinste Messe im internationalen Zirkus. Eines ist allerdings sicher: Der Weg zur Messe wird leichter sein als in Genf, wo die Stadtregierung ihre Abneigung gegenüber der individuellen Mobilität regelmäßig zu Messezeiten mit allen erdenklichen Schikanen demonstrierte. (cen)
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