Der russische Regierungskritiker und frühere Schachweltmeister Garry Kasparow sieht in einer militärischen Niederlage Russlands einen Schlüssel für Veränderung. Der russischen Bevölkerung müsse deutlich gemacht werden, dass der Krieg verloren sei.
Kasparow ist einer von jenen Russinnen und Russen im Exil, die auf der Münchner Sicherheitskonferenz am Wochenende Wege und Konzepte für eine demokratische Zukunft des Landes diskutieren. „Ein Sieg der Ukraine ist die Voraussetzung für jeden Wandel in Russland“, sagte er. Der Bevölkerung müsse klargemacht werden, dass der Krieg verloren sei. Er halte die Menschen in Russland für enorm leidensfähig, solange sie einen Sieg für möglich hielten. „Und um die Meinung der Russen zu ändern, gibt es leider keine andere Lösung als den Ukrainern zu helfen, die Krim zu befreien. Die Krim ist die Heftklammer von Putins Mythologie.“
Die Tochter des ermordeten Kremlgegners Boris Nemzow, Schanna Nemzowa, geht davon aus, dass viele Menschen in Russland die Lage in der Ukraine gar nicht kennen würden und zudem desinteressiert seien. „Wir im Exil müssen mit den Russen reden“, sagte sie in München. Als Beispiele nannte sie russische Verbrechen, wobei rationale Argumente allein nicht funktionieren würden. Es bräuchte Emotionen.
„Haben Putin unterschätzt“
Dass der russische Präsident Wladimir Putin unterschätzt worden sei, sagte der russische Kremlgegner Michail Chodorkowski. Irina Schtscherbakowa, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, ergänzte, dass die russische Diktatur die Menschen glauben machen wolle, dass nach ihrem Sturz das totale Chaos drohe. „Das sind Ängste, die der Westen überwinden muss.“
Bei der Münchner Sicherheitskonferenz haben die Vertreterinnen und Vertreter westlicher Regierungen betont, die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnete westliche Waffenhilfe für Kiew etwa als Abschreckung gegen weitere russische Angriffe. In der EU wird derzeit an einem neuen Beschaffungsverfahren für Munition gearbeitet. Laut Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas sollen EU-Staaten Geld zur Verfügung stellen, mit dem dann gebündelt Großaufträge an die Rüstungsindustrie vergeben werden.
„Russland verfeuert an einem Tag so viele Artilleriegranaten, wie in Europa in einem Monat produziert werden“, ergänzte Kallas. In der russischen Rüstungsindustrie wird derzeit im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet.
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