„Beachtliche Erfolge“

Vorbild Wagner: Kadyrow will eigene Söldnertruppe

Ukraine-Krieg
19.02.2023 20:21

Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow hat die russische Söldnertruppe Wagner und deren Chef Jewgeni Prigoschin für ihren Einsatz in der Ukraine gelobt. Die Wagner-Einheiten erzielten „beachtliche Erfolge“, schrieb Kadyrow am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. Er plane ernsthaft, mit seinem „lieben Bruder“ Prigoschin zu „konkurrieren“ und ebenfalls eine private Militärfirma zu gründen.

Die eigene professionelle Söldnertruppe wolle er aufbauen, wenn er einmal kein staatliches Amt mehr habe, erklärte Kadyrow weiter. Faktisch hat er eine solche Schar bereits, denn Russland setzt im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Einheiten aus Tschetschenien ein, die formal zu Polizei und Nationalgarde gehören, aber vor allem Kadyrows Kommando unterstehen.

Signal an Putin
Der tschetschenische Präsident postete ein Foto, das ihn zusammen mit Prigoschin - Spitzname „Putins Koch“ - zeigt. Ihr Schulterschluss kann als politisches Signal gelten, denn beide stehen loyal zu Präsident Wladimir Putin, sind aber ausgesprochene Kritiker der russischen Militärführung. Allerdings schien in den vergangenen Wochen Prigoschins politischer Einfluss zu schwinden. Das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) hatte zuvor berichtet, dass Kadyrow sich vom Wagner-Gründer distanziere, um beim Kreml nicht in Ungnade zu fallen.

Wagner-Gründer Prigoschin betont immer wieder, dass seine Einheiten viel effizienter seien als die russische Armee. Die Söldnertruppe ist an den Kämpfen um Bachmut maßgeblich beteiligt. (Bild: Associated Press)
Wagner-Gründer Prigoschin betont immer wieder, dass seine Einheiten viel effizienter seien als die russische Armee. Die Söldnertruppe ist an den Kämpfen um Bachmut maßgeblich beteiligt.

Der Angriff auf die ostukrainische Stadt Bachmut wird mit hohen Verlusten vor allem von den Bewaffneten der Gruppe Wagner getragen. Seit mehr als sechs Monaten versuchen die Söldner zusammen mit regulären Einheiten, die Stadt zu erobern. Bisher ohne Erfolg, auch wenn die ukrainischen Verteidiger stark unter Druck geraten sind. Sie beklagten zuletzt, dass das Militär ihnen nicht genug Munition gebe.

Ringen um Einfluss
Dem ISW zufolge eskaliert Prigoschin mit solch direkten Anschuldigungen im innerrussischen Machtkampf weiter. Demnach wolle der 61-Jährige das russische Verteidigungsministerium unter Sergei Schoigu untergraben, in dem er ihm die Schuld gibt für die Rückschläge, die die Gruppe Wagner mit ihrer Abnutzungsstrategie erleide. Indem er Ultranationalisten und Kriegsbefürworter wie Kadyrow um sich schare, versuche er nun wieder an Einfluss zu gewinnen. Prigoschin werde aber „wahrscheinlich auf die Unterstützung dieser Figuren nicht vertrauen können“, so das ISW.

Im undurchsichtigen Machtkampf von Russlands Eliten könnten sich die Konflikte innerhalb der Gruppe der Hardliner - den Silowiki - somit verschärfen. Zumal, wenn die einzelnen Akteure eigene Söldnertruppen haben. So soll dem ukrainischen Geheimdienst zufolge der Energiekonzern Gazprom am Aufbau einer eigenen Armee arbeiten. Auch der russische Verteidigungsminister Schoigu hat ukrainischen Angaben zufolge eine private Militäreinheit mit Namen „Patriot“, die bereits an der Front in der Ostukraine eingesetzt werden soll. 

Spott in der Ukraine
In der Ukraine wird jedenfalls bereits über Kadyrows Ankündigung gespottet. So kommentierte Anton Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, auf Twitter: „Russland ist dabei, sich in eine dezentralisierte feudale Gesellschaft zu verwandeln.“

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