Mit dem heutigen Fetzenzug bis zum Fetzenverbrennen am Aschermittwoch erreicht der Fasching in Ebensee seinen Höhepunkt. Sorgte im Vorjahr - ohne offiziellen Umzug oder Faschingstreiben - noch ein Corona-Peak für Aufsehen, dürfte die Aufmerksamkeit heuer wieder allein den „Fetzen“ gehören.
Seit 1900 ist der „Fetzenfasching“ historisch dokumentiert, 2011 wurde er sogar in das nationale Verzeichnis für das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Für die Fetzenkostüme gebe es zwei verschiedene Erklärungen, ließ die Saline Ebensee in einer Presseaussendung wissen. Eine sei, dass die Ebenseer einen prächtigen Umzug wie in den Nachbargemeinden veranstalten wollten.
Arm gegen reich
Der armen Salinen-Bevölkerung fehlte aber das Geld für teure Kostüme, also drehten sie den Spieß um und erschienen in alten, zerlumpten Kleidern. Mit Fistelstimme und gut unter der Maske versteckt, sagen die „Fetzen“ ihren Mitmenschen beim „Austadeln“ die ungeschminkte Wahrheit ins Gesicht.
Oder doch eine Parodie?
Die andere Herleitung gehe auf die Sommerfrische zurück, als adelige Familien zur Sole-Kur und mit ihnen Kurtisanen aus der Großstadt ins Salzkammergut reisten. Mit den Fetzenkostümen und zerschnittenen Schirmen parodierten die Einheimischen den glamourösen Auftritt der Damen aus der Stadt.
Beide Erklärungen schlüssig
Das seien die zwei verbreitetsten Erklärungen, bestätigte Hannes Scheck, Präsident des Vereins Ebenseer Fasching, der APA. Historisch gewachsen sei die Geschichte mit der Sommerfrische. Dabei gehe es darum „die obrige Schicht zu parodieren“. Die andere Herleitung habe mit den prächtigeren Verkleidungen in den anderen Orten wie den wertvollen Kostümen der Flinserln in Aussee zu tun und gehe in die Richtung „wir machen uns unseren eigenen Fasching“.
Beim ersten Fetzenumzug nach zwei Jahren Corona-Pause erwartete Scheck rund 3.500 Zuschauerinnen und Zuschauer, beteiligt an dem Umzug seien über 500 Leute.
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