Ein Gewerkschafter hatte kurzzeitig einen Linienbus „entführt“, um Sicherheitslücken bei den Betriebsgaragen der Wiener Linien aufzuzeigen. Er bleibt dafür straffrei. Noch etwas Positives hat die Aktion gebracht: Die Garagen sind jetzt durchgehend bewacht.
Erfolg für Herbert Weidenauer. Der Gewerkschafter hatte unter den Augen der „Krone“ einen Linienbus aus der Betriebsgarage Spetterbrücke in Ottakring kurzzeitig entwendet. Und nach einer Mini-Runde auf der Straße gleich wieder zurückgebracht. Der mittlerweile pensionierte Buslenker wollte aufzeigen, wie schlecht die Garagen der Wiener Linien gesichert sind. Speziell in der Nacht.
Keiner bemerkte fehlenden Bus
Die Aktion blieb, wie berichtet, tatsächlich unentdeckt. Die Verkehrsbetriebe erfuhren erst aus der Zeitung davon. Weidenauer erstattete Selbstanzeige und überwies großzügig bemessene 100 Euro für den Spritverbrauch. Nun hat der Staatsanwalt das Verfahren eingestellt. Aus Sicht der Justiz liegt kein Verbrechen vor.
Ungemütlich kann es hingegen für Alexandra Reinagl werden. Die Wiener-Linien-Chefin hat dem Basisgewerkschafter vorgeworfen, die öffentliche Sicherheit aufs Spiel zu setzen, und unterstellte ihm ein hohes Maß an krimineller Energie.
Tatsächlich ging es unserem Mandanten, wie im Ergebnis auch die Staatsanwaltschaft Wien anerkennt, um das Aufzeigen bedenklicher Sicherheitslücken.
Rechtsanwalt Dominik Prankl
Das lässt sich Weidenauer nicht gefallen und klagt Reinagl wegen kreditschädigender Ehrenbeleidigung „Die Bekanntgabe der Staatsanwaltschaft Wien, keinen Anlass für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen unseren Mandaten zu sehen, widerlegt die öffentliche Unterstellung von Frau Mag. Reinagl, unser Mandant besitze ein hohes Maß an krimineller Energie, eindrucksvoll“, erklärt Weidenauers Anwalt Dominik Prankl.
Etwas Gutes hat der Disput dennoch: Alle Wiener Busgaragen sind jetzt durchgehend von Sicherheitspersonal bewacht. Auch mehr Kameras sind angedacht. Ein echter Dieb könnte mit einem gestohlenem Bus nicht mehr so einfach Passanten auf der Straße gefährden (Unfall, Terroranschlag) oder das teure Fahrzeug versehentlich verschrotten.
Weidenauer hatte die Geschäftsführung viele Jahre auf diese Gefahren hingewiesen. Es kam keine Reaktion, keine Verbesserung. Deswegen wählte er eine beliebige Betriebsgarage aus und stieg in den Bus ...
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