Prozess in Graz

Polizist im Irak entführt, gefoltert und ermordet

Chronik
20.02.2023 16:21

Ein 33-Jähriger wurde als mutmaßlicher Terrorist in Graz angeklagt. Er soll Lösegeld erpresst und dann das Opfer erschossen haben. Am Montag begann der Prozess gegen ihn, er sagt: „Ich war’s nicht!“

Warum verhandeln wir einen Mord in Graz, der 2015 in Bagdad passiert ist? „Weil dem Angeklagten im Irak der Tod durch Erhängen droht. Österreich liefert nicht aus, wir haben aber das Verfahren durchzuführen“, erklärt der Staatsanwalt in seinem gewohnt souveränen Plädoyer. Ausführlich schildert er den Geschworenen die Entstehung von Terrormilizen, deren Ziel es ist, einen Gottesstaat unter Missachtung aller Menschenrechte zu errichten.

„Blutrünstiger Krieg“
Eine große Bedeutung hatte die Badr-Organisation, der der Angeklagte angehört haben soll. „Sie führte einen blutrünstigen Krieg gegen die Sunniten, die größte Glaubensgruppe im Islam.“ Finanziert habe sich die Terrormiliz durch Entführungen. Eines ihrer Opfer: ein Polizeibeamter. Der 33-Jährige soll ihn mit Komplizen entführt haben. Er wurde gefoltert - sie zogen ihm Zehen- und Fingernägel ab - und mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet. Davor hatten die Terroristen 45.000 US-Dollar erpresst.

Das Grazer Straflandesgericht (Bild: Christian Jauschowetz)
Das Grazer Straflandesgericht

Der Richter zeigt ein Foto des ermordeten Beamten. „Ich bin Opfer vom Irak“, ruft der Angeklagte. Er sei selbst entführt und gefoltert worden. „Das passiert im Irak fast jedem“, sagt er. „Und warum ergibt die Gesichtsfelderkennung mit 92,5 Prozent, dass Sie der hier mit der Waffe sind?“, der Richter zeigt Fotos eines Mannes im Kampfanzug mit Maschinengewehr im Irak. „Er sieht mir ähnlich, aber ich bin das nicht.“

„Das ist mein Bruder“
Dass er fast zeitgleich nach Österreich floh, als nach ihm gefahndet wurde, ist Zufall. „Meine Mama sagte, ich solle gehen, weil ich eine Zukunft hätte.“ Ohnehin sei er gar nicht der, der angeklagt wurde. „Das ist mein Bruder. Ich habe bei der Einreise seinen Namen benutzt.“ Ein Schlepper habe ihm zu einem falschen Namen geraten. „Und ich wusste nur den.“

Verteidiger Michael-Thomas Reichenvater betont: „Mein Mandant ist kein Extremist!“ Ein Urteil soll es erst im März geben.

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