Zeilen aus der Zelle

Nawalny: „Niederlage Russlands ist unvermeidlich“

Ukraine-Krieg
20.02.2023 17:13

Der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat ein Scheitern Russlands in dem unprovozierten Angriffskrieg gegen die Ukraine als „unvermeidlich“ bezeichnet. „Die endgültige militärische Niederlage kann zum Preis des Lebens hunderttausender Reservisten noch hinausgezögert werden, letztlich ist sie aber unvermeidlich“, erklärte Nawalny in einer am Montag von seinem Team in sozialen Medien verbreiteten Botschaft.

Die Äußerungen des seit zwei Jahren in Russland inhaftierten Oppositionspolitikers wurden vier Tage vor dem ersten Jahrestag der Offensive in der Ukraine verbreitet. Darin erläuterte der 46-Jährige ausführlich 15 Gründe für seine Ablehnung des Militäreinsatzes im Nachbarland (siehe Tweet unten).

„Hysterische Drohungen mit Atomwaffen
„Die Kombination aus Angriffskrieg, Korruption, Inkompetenz der Generäle, schwacher Wirtschaft, Heldentum und hoher Motivation jener, die sich verteidigen, kann nur zu einer Niederlage führen“, argumentierte Nawalny. Die Leben von „Zehntausenden russischen Soldaten seien sinnlos ruiniert“ worden. Dabei habe sich die Erkenntnis, dass Russland eine militärische Niederlage erleide, bei den Verantwortlichen bereits durchgesetzt, so der Politiker. Deswegen habe sich deren Rhetorik von „Kiew wird in drei Tagen fallen“ hin zu „hysterischen Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen im Falle einer Niederlage“ verändert.

„Eroberungszar“ Putin
Der Oppositionelle führte aus, die „wahren Gründe“ der Invasion seien politische wie wirtschaftliche Probleme innerhalb Russlands und das Bestreben von Kreml-Chef Wladimir Putins, „um jeden Preis an der Macht zu bleiben“ sowie das Vermächtnis eines „Eroberungszaren“ zu hinterlassen. Nawalny beklagte, dass zehntausende unschuldige Ukrainer getötet worden seien.

Er fordert zudem, die Grenzen der Ukraine so zu akzeptieren, wie sie beim Zerfall der Sowjetunion 1991 vereinbart worden waren - und somit auch die von Russland 2014 annektierte Halbinsel Krim als ukrainisches Territorium anzuerkennen. Nawalny war in der Vergangenheit von Kreml-Kritikern wiederholt bezichtigt worden, die Annexion der Krim zu unterstützen.

„Krieg zu beenden zeigt Stärke“
„Man sollte die Ukraine in Frieden lassen und ihr die Möglichkeit geben, sich so zu entwickeln, wie ihr Volk es will“, schrieb er nun und forderte den Abzug der russischen Truppen. „Den Krieg fortzusetzen, ist ein Schrei von Hilflosigkeit, aber ihn zu beenden, ist eine Geste der Stärke“, betonte er.

Nawalny war im Jänner 2021 verhaftet worden. Zuvor war er von Deutschland, wo er sich von einem mutmaßlich von Putin befohlenen Giftanschlag erholt hatte, zurück nach Russland geflogen. Später wurde er wegen Betrugs zu neun Jahren Haft verurteilt. Er weist die Vorwürfe zurück.

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