„Sekunden des Grauens“
Tote und Verletzte nach neuem Beben in der Türkei
Zwei Wochen nach dem verheerenden Beben in der Türkei und in Syrien haben sich die Erdplatten in der leidgeprüften Region erneut bewegt! Ein Erdbeben der Stärke 6,4 erschütterte die südosttürkische Provinz Hatay - ein neuer Schock für die Bewohner. Mindestens drei Menschen sind getötet worden, mehr als 300 wurden verletzt.
Schockstarre und Entsetzen in den Augen - als am Montag um exakt 20.04 Uhr Ortszeit die Erde in Hatay erneut zitterte, gingen die Bewohner ein weiteres Mal durch die Hölle. „Instabile Öfen fielen in den Zelten um“, berichtet ein Mann im türkischen Fernsehen unter Tränen. Seismografen verzeichneten ein Beben der Stärke 6,4. Wenige Minuten später folgte ein Nachbeben der Stärke 5,8. Das Epizentrum lag im Bezirk Samandag, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul mitteilte.
Sechs Sekunden des Grauens
Der österreichische Honorarkonsul Mehmet Kiliclar spricht von sechs Sekunden des Grauens: „Die Leute sind höchst nervös und fast panisch. Laut ersten Berichten stürzten auch einige bereits beschädigte Häuser endgültig ein. Nachts wird hier sicher niemand ein Auge schließen können.“
213 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden, sagte der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Montagabend. Über von den neuerlichen Beben betroffene Österreicher liegen derzeit keine Informationen vor, hieß es aus dem Außenministerium auf Anfrage der „Krone“. Es habe bis dato 20 Nachbeben gegeben, sagte der türkische Vize-Präsident Fuat Oktay. Eine zuvor erteilte Tsunami-Warnung wurde mittlerweile aufgehoben. Bei dem ersten Beben der Stärke 6,4 habe es sich nicht um ein Nachbeben der großen Erschütterungen von vor zwei Wochen, sondern um neue Beben gehandelt, so Oktay.
Beben bis Libanon spürbar
Nach Angaben des Senders CNN Türk fiel in Hatay der Strom aus. Am dortigen Flughafen liefen Menschen in Angst umher oder duckten sich unter Sessel im Wartebereich, wie auf Twitter geteilte Aufnahmen zeigen. Das Beben war auch in den umliegenden Provinzen, im Norden Syriens und bis in den Libanon zu spüren. Menschen liefen dort auf die Straße. Ein Bewohner aus der Nähe der syrischen Stadt Aleppo sagte, das Beben sei so stark gewesen wie das vor zwei Wochen, habe aber nicht so lang gedauert. „Es hat die Menschen verängstigt und auf die Straße rennen lassen“, sagte der Mann.
Wieder Häuser eingestürzt
Auch in mehreren Orten nahe der Stadt Aleppo seien erneut Häuser eingestürzt, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation SAMS. Darunter sei auch die Kleinstadt Dschindiris nahe der türkischen Grenze, die schon vor zwei Wochen stark von den Beben getroffen worden war.
Am 6. Februar hatte früh morgens ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei und den Norden Syriens erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.
Bisher mehr als 47.000 Tote bestätigt
Das Epizentrum lag in beiden Fällen in der südtürkischen Provinz Kahramanmaras. Mehr als 47.000 Menschen sind bei dem Horror-Beben ums Leben gekommen, davon mindestens mehr als 41.000 in der Türkei. In Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gezählt worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmäßig aktualisiert.
Am Samstagabend hatte sich ein weiteres Erdbeben in dem gleichen Gebiet ereignet. Verschiedene Messstationen gaben Stärken von 5,0 bis 5,3, es war somit deutlich schwächer. Schäden oder Verletzte wurden dabei nicht gemeldet. Ein Erdbeben der Stärke 5,0 - 5,9 nach der Richterskala gilt als mittelstark, bei anfälligen Gebäuden können dabei ernste Schäden entstehen. Ab einer Stärke von 6,0 drohen in bis zu 70 Kilometern Umkreis vom Epizentrum Zerstörungen.
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