Falsch bestellt

Zu große Züge stürzten spanischen Bahnchef

Wirtschaft
20.02.2023 22:53

Die staatliche Bahngesellschaft Renfe hat in Spanien 31 Züge im Gesamtwert von 258 Millionen Euro bestellt, die für einige Tunnel des vorgesehenen Einsatzgebietes im Norden des Landes zu groß sind. Rund drei Wochen nach der Aufdeckung des Skandals trat Renfe-Präsident Isaías Táboas am Montag zurück. Auch die Staatssekretärin im Transport-Ministerium, Isabel Pardo, stellte ihren Posten zur Verfügung.

Transport-Ministerin Raquel Sánchez habe beide Rücktritte angenommen, erklärte die Regierung in Madrid. Der Fehler wird nach Behördenschätzung zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme der neuen Züge um mindestens zwei Jahre auf 2026 führen. Die Ministerpräsidenten der betroffenen Regionen Kantabrien und Asturien trafen sich daher am Montag in Madrid mit Sánchez, um über finanzielle Entschädigungen zu verhandeln.

„Köpferollen“ gefordert
Die Ministerpräsidenten Miguel Ángel Revilla (Kantabrien) und Adrián Barbón (Asturien) hatten vor dem Treffen mit Sánchez und vor der Bekanntgabe der Rücktritte gefordert, dass alle Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Es müssten auch „die Köpfe großer Tiere rollen“, sagte zum Beispiel Revilla. Bisher waren nur zwei Abteilungsleiter von Renfe und der Bahnnetz-Verwaltungs-Behörde Adif gefeuert worden. Sie seien lediglich Sündenböcke, meinte Revilla.

Wegen dem schwerwiegenden Fehler musste Renfe-Chef Isaías Táboas (Archivbild) sein Amt abgeben. (Bild: Wikimedia Commons/Up and Go/(CC BY-SA 2.0))
Wegen dem schwerwiegenden Fehler musste Renfe-Chef Isaías Táboas (Archivbild) sein Amt abgeben.

Obwohl die Bestellung bereits 2020 getätigt worden war, kam das spanische Zug-Debakel erst Ende Jänner durch einen Bericht der Regionalzeitung „El Comercio“ ans Licht. Die Zentralregierung gab inzwischen den Fehler zu, beteuerte aber, dem Steuerzahler sei kein finanzieller Schaden entstanden, da die zu breiten Züge noch nicht gebaut worden seien. Nach verschiedenen Warnungen sei der gesamte Fertigungsprozess irgendwann gestoppt worden. Madrid veröffentlichte am Samstag die neue Bestellung an den Transporthersteller CAF.

Veraltete Zug-Flotte, veraltete Tunnel
Mit den neuen Zügen soll die veraltete Flotte der an das nationale Eisenbahnnetz nicht so gut angebundenen Regionen ersetzt werden. Das Bahnnetz in Kantabrien und Asturien stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert und führt durch eine gebirgige Landschaft. Die Tunnel der beiden Regionen haben heute noch unterschiedliche Dimensionen, die nicht immer den modernen Bahnnormen in Spanien entsprechen.

Spanien gilt als Musterland des Schnellbahnverkehrs. Die mit Geschwindigkeiten von bis zu 310 km/h verkehrenden AVE-Züge sind für ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt.

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