Das gesundheitliche Betreuungssystem Österreichs ist in kritischem Zustand, auch was die Versorgung mit Hebammen betrifft. Eine aktuelle Studie der „Gesundheit Österreich GmbH“ (GÖG) im Auftrag der AK Wien zeigt auf, dass jetzt die Weichenstellung dieses Berufsstandes für die kommende Zeit erfolgen muss: in den nächsten zehn Jahren werden bis zu 1500 Hebammen fehlen!
In Österreich kommen jährlich rund 85.000 Babys durch ungefähr 2600 Hebammen zur Welt. „Die leitliniengerechte 1 zu 1 durchgehende Versorgung der Frauen durch Hebammen ist derzeit jedoch kaum zu bewerkstelligen“, erläuterte dazu Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) auf einer Pressekonferenz in Wien. „Der Hebammenmangel ist für alle spürbar: Für die Frauen, die im Krankenhaus nicht kontinuierlich betreut werden können oder keine Hebamme für die ihnen zustehende Nachsorge finden. Aber auch für die Hebammen selbst, welche ständig überlastet und gestresst sind.“
Eins zu eins Betreuung
Dabei stellte der „Frauengesundheitsbericht 2022“ einmal mehr fest, dass sich eine professionelle, durchgehend Betreuung vor, während und nach der Geburt auf Mütter und Säuglinge äußerst positiv auswirkt. Insgesamt sinkt dann das Risiko für Komplikationen, weniger unnötige Interventionen werden durchgeführt und die Zufriedenheit der Mütter steigt.
Nicht nur Atmen
Gerade in der Eröffnungsphase einer Geburt mit schmerzhaften Wehen benötigen werdende Mamas eine fachliche Begleitung. „Hier geht es nicht nur um irgendwelche Positionen und Atmen. Hebammen überwachen etwa auch, dass das Baby gut in den Geburtskanal findet“, so Gerlinde Feichtlbauer. Ebenso notwendig auch die Versorgung in der Austreibungsphase, der „eigentlichen Geburt“. „Danach begleitet die Fachfrau junge Familien in der Anfangszeit, gerade beim ersten Kind sehr wertvoll.“
Mehr Ausbildungsplätze
Ein erster Meilenstein wurde mit dem Aufstocken der Studienplätze gesetzt: waren 2017 noch 337 Personen pro Jahrgang in Ausbildung, sind es 2023 bereits 521. Unbedingt notwendig, denn bis zum 2032 werden knapp ein Viertel der derzeitigen Hebammen in Pension gehen. Der Nachwuchs muss daher weiter gefördert, die Plätze am besten stetig ausgebaut werden. Auch für geeignete Rahmenbedingungen im Job kämpfen die Fachfrauen.
„Theoretisch ist der Bedarf künftig gedeckt, aber nur, wenn sich alles ideal entwickelt, etwa jede Kandidatin ihre Ausbildung beendet, Vollzeit arbeitet etc.“, so Studienautorin Elisabeth Rappold, Gesundheit Österreich GmbH (GÖG).
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