Mitten in Innsbruck

Seniorin fürchtet sich: „Das ist reinstes Ghetto!“

Tirol
21.02.2023 18:00

Innsbruck gilt eigentlich als recht sichere Stadt. Eine Pensionistin traut sich trotzdem abends nicht mehr aus dem Haus. In ihrer Gegend sei es „gefährlich“, sagt sie. Die Polizei versucht, die Frau zu beruhigen. Es hätten keine kriminellen Aktivitäten festgestellt werden können.

„Das ist das reinste Ghetto hier!“, echauffiert sich Frau G. Die Pensionistin ist Besitzerin einer Wohnung in einem berüchtigten Wohnblock im Westen Innsbrucks. „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“ scheinen an der Tagesordnung zu stehen – oder sollte man besser „Nachtordnung“ sagen? Denn die arme Frau traut sich kaum noch hinaus, sobald es dunkel ist. Verzweifelt wendet sie sich an die „Tiroler Krone“: Der Ausländer-Anteil komme der gebeutelten Frau, die von seltsamen Gerüchen bis hin zu Zigarettengestank mitten in der Nacht berichtet, so groß vor, dass sie die Vermutung äußert, „das Sozialamt schickt sie alle hierher“.

Wobei es ihr freilich nichts ausmache, woher ein Mensch komme, aber Sitten und Gerüche seien eben ungewohnt. Außerdem würden hier auch viel zu viele Menschen in zu kleinen Wohnungen leben.

„Im Block wird mit Rauschgift gedealt“
„Das Amt“ widerspricht übrigens, es schicke niemanden irgendwohin, die Klienten suchen sich die Wohnungen selbstständig. Doch an wen die Wohnungen rings um Frau G. herum vermietet werden, hat sie nicht in der Hand. Sie ist davon überzeugt, dass im Block „mit Rauschgift gedealt wird“ und zumindest früher soll hier auch Prostitution betrieben worden sein. Auch der Zustand des Hauses ist für Frau G. nicht tragbar: Fenster, Fassaden, Balkone, viel sei beschädigt und in die Jahre gekommen. Die „Krone“ geht den Sorgen der Frau nach, kontaktiert Polizei und die Stadt.

Gegend sei polizeibekannt, der Block ein „Hotspot“
Es stellt sich heraus: Die Gegend sei polizeibekannt, es gebe ein paar „Hotspots“ in Innsbruck, dieser Block sei einer davon. Die Stadt reagiert sofort, schickt regelmäßige Kontrollen seitens Polizei und MÜG (Mobile Überwachungsgruppe) vorbei. Wie sieht die Lage also nach einigen Wochen aus, hat sich etwas verbessert?

Innsbruck (Bild: Christof Birbaumer)
Innsbruck

Polizei konnte nichts feststellen
Die Polizei konnte bei ihren regelmäßigen Kontrollen im Vergleich zu letztem Jahr nichts mehr feststellen. Auch Gespräche mit den Anrainern hätten ergeben, dass es derzeit keine Probleme gebe. Die Präsenz sei jedenfalls dennoch erhöht. Frau G. kümmert sich nun um eine bessere Belüftungsanlage, um den Gerüchen Herrin zu werden. Wie es abends laufe und was da los sei, könne sie nicht sagen, weil sie abends ja nicht rausgehe. Ist also alles wieder gut? Nein, das Unglück scheint die Pensionistin einfach nicht zu verlassen. Denn sie habe das Gefühl, dass seitens der Stadt in ihrem Ortsteil die Bus- und Tramhaltestelle auch nicht gepflegt werde: „Da liegen Hunderte Tschick und Glasscherben herum.“

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Da liegen Hunderte Tschick und Glasscherben herum.

Frau G. zur „Krone“

Für Frau G. ist der Spuk ohnehin bald vorbei
Vize-BM Johannes Anzengruber (ÖVP) ist jedenfalls froh, dass die Polizei verstärkte Kontrollen durchführe, um das Sicherheitsgefühl zu verstärken. Bezüglich des Zustandes des Gebäudes könne die Stadt nicht eingreifen, es sei in Privatbesitz. Doch die Stadt habe ein Auge auf die Gegend. Für Frau G. dürfte der Spuk ohnehin bald zu Ende sein, denn sie möchte zeitnah ihre Wohnung verkaufen und in ein „Betreutes Wohnen“ ziehen.

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