Polin: „Ich bin es!“
Maddie McCann aufgetaucht? Forensikerin klärt auf
Eine 21-jährige Polin behauptet, sie sei die als Kleinkind entführte Maddie McCann. Auf Instagram hat sie Fotos gepostet, die das beweisen sollen. Eine Wiener Forensikerin hält das jedoch für unwahrscheinlich. Beim Vergleich der Kinderfotos würden sich zu viele Unterschiede zwischen Maddie und Julia W. zeigen.
Für die Schweizer Boulevardzeitung „20 Minuten“ haben die Forensikerin Patricia Staniek und der forensische Berater Shariq Reza die Bilder untersucht. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass es sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 59 Prozent nicht um dieselbe Person handelt. So sei etwa der Augenabstand unterschiedlich, die Augenbrauen hätten eine andere Form und Julias Nase sei auf den Bildern schmaler als jene von Maddie. Ebenso sei die Nasenform beider Mädchen unterschiedlich und Maddies Oberlippe schmaler als jene von Julia.
„Julias linkes Nasenloch wirkt verkleinert, während diese Verengung bei Maddie nicht erkennbar ist“, führt Staniek weiter aus. Christian Fehrlin, Inhaber der Firma AVA-X, die sich auf die Identifikation von Personen über Künstliche Intelligenz spezialisiert, kommt im „20 Minuten“-Bericht sogar zu dem Schluss, dass es sich zu 90 Prozent um unterschiedliche Menschen handelt. Jede Software arbeite mit unterschiedlichen Algorithmen und Fotografien, sagte er.
Viele Ungereimtheiten
Wie berichtet, behauptet die 21-jährige Polin Julia, die im Jahr 2007 in einer portugiesischen Ferienanlage entführte Maddie McCann zu sein. Damals war Madeleine aus Großbritannien drei Jahre alt. Sie müsste heute also 18 oder 19 Jahre alt sein. In sozialen Medien wird jedoch vermutet, dass das Alter der Entführten nachträglich geändert worden sein könnte, um keinen Verdacht zu schöpfen.
Ebenfalls kritisch gesehen wird, dass sich Julia erst vor wenigen Tagen auf Instagram angemeldet hat und über kein anderes Thema postet. Auf ihrer Seite sind einige Fotos von ihr als Kind zu sehen. „Die Polizei in Polen und Großbritannien versucht, mich zu ignorieren“, beklagt sie sich.
DNA-Test würde Klarheit bringen
Die Eltern von Maddie, Kate und Gerry McCann, haben sich nicht offiziell zu den Angaben der Polin geäußert. Laut ihr sollen sie bereits einem DNA-Test zugestimmt haben. Nur dieser könnte endgültige Klarheit bringen, sagte Staniek. Am 3. Mai 2007 war die damals dreijährige Madeleine aus Großbritannien aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz verschwunden. Die Eltern hatten sie und ihre beiden jüngeren Geschwister alleine gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freundinnen und Freunden zu Abend aßen.
In Deutschland sind die Behörden überzeugt, dass Christian B. (45) das Mädchen in Portugal getötet hat. Er sitzt aktuell eine siebenjährige Haftstrafe ab, die er für die Vergewaltigung einer US-Amerikanerin im Jahr 2005 in Praia da Luz bekam. Ihm werden drei Fälle schwerer Vergewaltigung und zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorgeworfen. Der Angeklagte bestreitet, etwas mit der Entführung von Maddie zu tun zu haben. Er sei damals meilenweit von dem Ort entfernt gewesen und könne das bestätigen lassen.
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