Dr. Helmut Marko, der in seine 19. Saison als Motorsportchef von Red Bull geht, blickt vor den Tests in Bahrain im Gespräch mit der „Krone“ über die Garagenwand ...
„Krone“: Helmut, um diese Jahreszeit glaubt jeder, dass er ein unglaublich tolles Auto mit viel Abtrieb hat. Wie sieht’s denn da bei Red Bull Racing aus?
Helmut Marko: Dadurch, dass sich vom Reglement her nicht viel geändert hat, gehen wir davon aus, ein gutes Paket zu haben. Der Unterboden ist etwas kürzer, dazu ein paar Kleinigkeiten. Aber ich bin ja kein Techniker.
Nichts Revolutionäres?
Nein. Evolution des RB18 und keine Revolution. Wir haben aber auch bei den „Weight Watchers“ studiert und das Gewicht reduziert.
Vom Noch-Motorenpartner Honda gibt es auch durchaus positive Signale ...
Es gibt eine Steigerung der Leistung, die wir freigeben können, ohne dass es der Zuverlässigkeit schadet. Aber die Zahlen, die von Ferrari daherschwirren, sind es sicher nicht.
Apropos Motorenpartner. Was waren schlussendlich die Beweggründe für die Zusammenarbeit mit Ford?
Weil die komplette Eigenständigkeit von Red Bull Racing bewahrt bleibt, Ford eine sehr erfolgreiche Formel-1-Historie hat und auf dem technischen Sektor, punkto Batteriezellen, Turbo und Software als Großkonzern enormes Potenzial anbieten kann. Von daher waren wir uns über den Deal nach Gesprächen mit Bill Ford und Jim Farley schnell einig. Die Zusammenarbeit beginnt sofort, obgleich die Motoren erst 2026 zum Einsatz kommen werden.
Wie man hört, arbeitet Honda ebenfalls am Antrieb für 2026 ...
Ja, aber sie haben uns zugesichert, bis Ende 2025 optimal zu arbeiten, um weitere Titel einzufahren.
Wegen der Budgetüberschreitung wurde Red Bull Windkanalzeit gestrichen. Muss man mit einem mulmigen Gefühl in die Tests am Donnerstag in Bahrain gehen?
Wir wussten, dass unsere Arbeit im Windkanal sitzen muss, es keinen Spielraum für Experimente gibt. 2022 hatten wir das beste Auto - wenn dieses, welches rechtzeitig fertig wurde, funktioniert, wovon ich überzeugt bin, ist das mulmige Gefühl eher bescheiden.
Max Verstappen und Sergio Perez gehen in ihre dritte gemeinsame Saison. Wie sind da die Erwartungen?
Wir werden aufgrund seiner Routine einen noch souveräneren Max sehen. Wie er sich weiterentwickelt hat, ist bemerkenswert. Zudem ist er zum echten Reifen-Flüsterer geworden und hat im Rennen eine unglaubliche Übersicht. Sergio wächst mit Max mit. Und: Du musst einen Teamkollegen Verstappen erst einmal drei Jahre lang aushalten. Sergio ist nicht zerbrochen, das ist schon eine starke Leistung. Aber vom Speed her ist Max über die gesamte Saison wohl klar überlegen.
Die Ziele von Red Bull Racing liegen auf der Hand ...
Ja, wir wollen beide Titel verteidigen. Aber ich rechne nicht mit einer so dominanten Saison wie 2022.
Ein Blick über die Red-Bull-Garagenwand in der Boxengasse verrät dir was?
Wenn man die Team-Strukturen, Fahrerpersönlichkeiten und -qualitäten hernimmt, ist Mercedes unser stärkster Gegner. Sie haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie strategisch sehr gut sind. Dass Russell stärker wird und Hamilton Punkte wegnimmt, ist ein Hoffnungsschimmer. Ferrari hat das Problem mit der Standfestigkeit gelöst, hat jetzt mehr Power.
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