Politikersohn sagt aus

Fahrradhändler „wuchs alles über den Kopf“

Wien
22.02.2023 18:00

Er ist Fahrliebhaber, erfüllte sich den Traum vom eigenen Verkaufsgeschäft. Der aber schnell wieder platzte. Die „Rettungsversuche“ des 42-Jährigen brachten ihn jetzt vor Gericht in Wien. Mit falschen Versprechen von Chancen und Hoffnungen lockte er Darlehen heraus. Auch vom Sohn eines ehemaligen Spitzenpolitikers.

„Er wollte retten, was er aufgebaut hat“, so Verteidiger Zaid Rauf. Und das war ein exklusives Fahrradgeschäft im fünften Wiener Gemeindebezirk. Namhafte Kunden gingen bei ihm ein und aus. Doch wie viele andere Einzelunternehmer trafen ihn die Folgen der Corona-Krise hart: Er hatte Lieferschwierigkeiten, die Fahrräder kamen nicht rechtzeitig oder er konnte sie gar nicht bestellen. Damit verdiente er weniger und verlor seine Kundschaft. Bis er im Frühsommer 2022 nicht mehr wusste, wie er seine Rechnungen bezahlen soll. 

Sohn eines ehemaligen Spitzenpolitikers über den Tisch gezogen?
Da soll er kurzerhand Darlehen herausgelockt haben. 85.000 Euro von dem Sohn eines Ex-Spitzenpolitikers und ein weiteres über 275.000 Euro. Mit dem Versprechen, sein Fahrradshop laufe bestens. „Er hat gesagt, seine Firma wäre 1,2 Millionen Euro wert“, so der Politikersohn im Zeugenstand.

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Er hat das nicht gemacht, weil er sich ein schönes Leben machen wollte. Nein, er wollte retten, was er aufgebaut hat.

Verteidiger Zaid Rauf

Aber im Gegenteil: Kurz danach ging der Fahrradliebhaber in Konkurs. Inklusive diversen offenen Forderungen. Selbst in der Insolvenz soll er noch Geld und Gegenstände aus seinem Unternehmen genommen haben. „Um meine Mitarbeiter und die Krankenkasse zu bezahlen“, so der 42-Jährige vor Gericht. Darunter auch einen Range Rover, den er im Insolvenzverfahren vertuschen wollte. Den er auch erst Wochen vor dem Konkurs kaufte.

Schuld- und Freisprüche
Frau Rat fasst zusammen: „Ist ihnen das einfach alles ein bisschen über den Kopf gewachsen mit den Darlehen und Schulden?“ Worauf der Angeklagte nur bedrückt nickte. Trotzdem: „Er hat sein Geschäft gut und enthusiastisch geführt“, so Richterin Eva Brandstetter und spricht den Unternehmer von den meisten Anklagepunkten im Zweifel frei.

Nur für den Range Rover und das Darlehen über 275.000 Euro muss er den Kopf hinhalten. Es setzt nicht rechtskräftige 20 Monate bedingte Haft wegen schweren Betrugs, betrügerische Krida und Urkundenfälschung. Ein Urteil, das der 42-Jährige und sein Anwalt Zaid Rauf sofort annehmen.

Auch vom Vorwurf betreffend den ehemaligen Spitzenpolitikersohn wird er freigesprochen.

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