Verschleppungsvorwurf

Russisches SOS-Kinderdorf hilft auch Ukrainern

Ukraine-Krieg
22.02.2023 20:11

Das ZDF-Magazin „frontal“ berichtete in seiner jüngsten Ausgabe, dass SOS-Kinderdorf womöglich an der Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland beteiligt gewesen sei. Das wies die internationale Hilfsorganisation jetzt entschieden zurück. Tatsächlich seien ukrainische Kinder in Russland, aber das habe andere Gründe.

Der Sprecher des österreichischen SOS-Kinderdorf, Jakob Kramar-Schmid, sagte am Mittwoch zur APA, dass er erstmals im November 2022 von 13 Kindern in Russland gehört hätte, deren Herkunft unklar sei. Die russischen Behörden hätten die Angestellten der Einrichtung gebeten, sich um die Kinder zu kümmern. „Wir stehen vor dem Dilemma, entweder nicht zu helfen oder Kindern in Not zu helfen, die sonst auf der Straße stehen würden“, sagte Kramar-Schmid. „Die Kolleginnen und Kollegen in Russland machen einen wahnsinnig guten Job und stehen unter großem politischen Druck“, so der Sprecher weiter.

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Wir stehen vor dem Dilemma, entweder nicht zu helfen oder Kindern in Not zu helfen, die sonst auf der Straße stehen würden.

SOS-Kinderdorf-Sprecher Jakob Kramar-Schmid

„Nicht einfach, die Kinder herauszubekommen“
Wahrscheinlich handle es sich bei den betroffenen Kindern um Ukrainerinnen und Ukrainer. Selbst, wenn „wir davon ausgehen, dass wir die Eltern der Kinder in der Ukraine finden, ist es nicht so einfach, die Kinder aus Russland herauszubekommen“, erläuterte Kramar-Schmid. Die Mitarbeitenden würden gerne mit den Kindern in ihr Herkunftsland fahren, aber die Umstände ließen das derzeit nicht zu.

Üblicherweise sei es Teil der Arbeit der Hilfsorganisation, dass die Minderjährigen Kontakt zu ihren Eltern halten. Der Großteil lebt in „professionellen Pflegefamilien, einer Art WG“, weil die Herkunftsfamilien zu arm seien. Diese Pflegefamilien seien im SOS-Kinderdorf untergebracht, die Betreuerinnen und Betreuer seien aber vom russischen Staat ausgesucht und angestellt. Kinder, die in einer solchen Einrichtung leben, werden laut Kramar-Schmid nicht zur Adoption freigegeben.

Gegen Einsatz für politische Zwecke
Insgesamt betreut die Hilfsorganisation in Russland mehr als 600 Kinder. Am Dienstag war in einem ZDF-Bericht zu sehen, „wie russische Pflegeeltern mit ukrainischen Kindern zu einem roten Ziegelhaus gefahren werden.“ Anschließend war zu hören, dass „Propagandabilder mit verschleppten ukrainischen Kindern“ entstanden seien.

Die Hilfsorganisation teilte „frontal“ nach dem Bericht schriftlich mit: „SOS-Kinderdorf Russland kann keine Auskunft darüber geben, wie die Kinder nach Russland kamen und wie sie die russische Staatsbürgerschaft erlangten. SOS-Kinderdorf ist gegen den Einsatz von Kindern für politische Zwecke. Wir unterstützen das nicht und werden diesen Fall prüfen.“

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