Mercedes-Benz führt mit der neuen E-Klasse dieses Jahr ein neues Innenraum-Konzept ein, wie erste veröffentlichte Fotos zeigen. In den Tiefen des Systems ändert sich - noch - nicht so viel. Jedoch wollen die Stuttgarter Mitte des Jahrzehnts ein neues, eigenes Betriebssystem einführen.
Das Mercedes‑Benz Operating System - kurz MB.OS - wurde intern entwickelt und basiert auf einer eigens für das System entworfenen Chip-to-Cloud-Architektur.
Für Mercedes bedeutet das vor allem eine starke Kundenbindung und Datenschutz sowie die volle Kontrolle über die Technik. Die Integration von Technologie-Partnern wie Nvidia und Google erlaubt den Zugriff auf weitere Services, Inhalte und Funktionen. So wird Mercedes in Zukunft mit Google Maps navigieren.
Dazu kommen Video- und Gaming-Applikationen. Mit der Integration von beliebten Services wie Webex und Zoom werden zudem die Möglichkeiten für Videokonferenzen aus dem Auto erweitert.
Neue E-Klasse nur ein erster Schritt
Das System wird Mitte des Jahrzehnts mit der neuen MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture) eingeführt. Einen ersten Ausblick wird es in der neuen E-Klasse geben, die im Laufe des Jahres auf den Markt kommt und die dritte Generation MBUX an Bord hat - ohne Hyperscreen, aber mit einem optionalen Beifahrer-Display. Eine neue Android-Programmierschnittstelle ermöglicht es, Applikationen von Drittanbietern direkt zu installieren, was den Nutzwert im Vergleich zu gespiegelten Apps verbessert.
Oberhalb des sogenannten „Superscreens“ findet sich ein durchgehendes Leuchtenband, das als Abstandsanzeige etwa beim Rangieren fungiert, aber auch für gute Lichtstimmung an Bord sorgen soll. Auch das Visualisieren von Musik aus der optionalen Burmester-Anlage ist möglich; diese überträgt außerdem Vibrationen direkt in den Sitz. Wem das zur Unterhaltung nicht reicht, der kann Apps aus dem bordeigenen Store herunterladen - etwa das Videoportal „Tik Tok“ oder das Spiel „Angry Birds“. Auch Office-Anwendungen, eine Videokonferenz-Software samt Kamera und ein Internet-Browser stehen zur Wahl.
Während sich der Fahrer auf den Verkehr konzentriert, kann der Beifahrer auf seinem Bildschirmteil beispielsweise Videos schauen. Eine spezielle Display-Technik verhindert dabei, dass der Fahrer die Inhalte sehen kann und von ihnen abgelenkt wird. Zudem soll ein Anti-Reisekrankheits-Programm verhindern, dass den Insassen beim Medienkonsum schlecht wird - unter anderem durch Anpassung von Belüftung und Beleuchtung.
Level 3 bald auch im Mercedes-Einstiegssegment
Zudem entwickelt Mercedes-Benz die Möglichkeiten des autonomen Fahrens weiter. Die nächste Generation teilautomatisierter Fahrsysteme (SAE Level 2) soll erstmals auch im Einstiegssegment zum Einsatz kommen. Das hochautomatisierte Fahren soll im letzten Schritt auch bei Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h ermöglicht werden.
Das technologische Fundament von MB.OS erweitert zudem den Spielraum für Software-basierte Upgrades. Das System entkoppelt Hard- von Software und ermöglicht damit schnellere Aktualisierungen.
Digitale Milliardenumsätze
Mit Mercedes me ID werden noch stärker individualisierte Dienste eingeführt, die sich in die drei großen Pakete MB Connect, MB Charge für Nutzer von Elektrofahrzeugen und MB Drive für automatisierte Fahrfunktonen unterteilen.
Software wird zu einem wesentlichen Teil des Produktentwicklungsprozesses und des Investment-Plans des Unternehmens werden. Bis Ende des Jahrzehnts will Mercedes-Benz aus den digitalen Services einen hohen einstelligen Milliarden-Euro-Betrag umzusetzen. In zwei Jahren soll damit bereits eine Milliarde Euro Gewinn erzielt werden.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.