2021 gab Valentin Bontus am Traunsee sein Kitefoil-Debüt, Florida verließ der Perchtoldsdorfer vergangene Woche mit einem dritten sowie sechsten Platz im Gepäck. Während sich der 22-Jährige aktuell in Fuerteventura auf die anstehenden Großereignisse vorbereitet, gab er der „Krone“ Einblicke in seinen Alltag und erläuterte seinen Plan für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
Krone: Valentin, was darf man sich unter Kitefoil vorstellen?
Bontus: Kitefoil stammt vom Kitesport ab, du benötigst einen Schirm, ein Brett und Wind. Der große Unterschied liegt darin, dass das Brett durch ein Hydrofoil verlängert wird. Wir können dadurch bereits bei sehr wenig Wind fahren, das Hydrofoil ist wie ein Flugzeug unter Wasser. Dadurch, dass wir nur durch einen Mast mit dem Brett verbunden sind und über das Wasser fliegen, haben wir einen extrem geringen Widerstand und können bereits bei sechs Knoten mit dem Kiten anfangen. Wir erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 70 Km/h. Im Vergleich zu den anderen Segelsportarten sind wir mit dem Kite außerdem viel agiler.
Wie bist du dazu gekommen, diesen Sport auszuüben?
Mein Papa hat bereits in den späten 1990er Jahren mit dem Kitesport begonnen, wir haben dadurch viel Zeit am Strand verbracht, folglich habe auch ich früh mit dem Kiten begonnen. Vor allem ins Big Air und Freestyle-Kiten habe ich mich später verliebt. Leider habe ich mir 2020 in Brasilien das Kreuzband gerissen, wurde operiert und zu einer sechsmonatigen Pause gezwungen. Bei den Sprüngen habe ich seither Schmerzen im Knie gespürt. 2021 wurde Kiten dann olympisch - ungefähr zu selben Zeit, als ich mich dazu entschlossen hatte, den Fokus aufs Racen zu legen. Im September bin ich am Traunsee meine erste Regatta gefahren, im Oktober folgten die Weltmeisterschaften, wo ich auch erstmals mit dem Segelverband Kontakt aufnehmen konnte.
Was sind deine großen Ziele?
Das große Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Bei den Weltmeisterschaften in Den Haag qualifizieren sich dafür die ersten acht Nationen, wobei nur eine Person pro Nation zu den Spielen fahren wird. Bei den Europameisterschaften wird sich ein weiteres Land qualifizieren dürfen, ehe im April 2024 in Südfrankreich die letzten fünf Tickets vergeben werden. Insgesamt heißt das für mich, dass ich in die Top-20-Nationen der Welt fahren muss, um an den Start gehen zu dürfen. 2028 will ich in Los Angeles dann eine Medaille gewinnen, da für mich alles noch sehr neu ist, legen wir 2024 jedoch noch keinen großen Druck darauf, Paris mit einer Goldmedaille zu verlassen. Die meisten Athleten haben viel mehr Erfahrung als ich, mir geht es vorrangig darum, viel Zeit am Wasser zu verbringen und besser in die Routine zu kommen.
Hast du als Niederösterreicher das Gefühl, einen Nachteil gegenüber der internationalen Konkurrenz zu haben?
Natürlich ist es in gewisser Weise ein Nachteil. Mir fehlt die Möglichkeit, zu Hause Zeit am Wasser zu verbringen. Der Neusiedlersee ist mittlerweile fast ausgetrocknet, mit einem 1,10 Meter langen Mast können wir dort gar nicht mehr fahren. Auf der anderen Seite hat sich Österreich im Segeln immer sehr gut durchgesetzt, es gibt ja doch viele Seen. Im Endeffekt sind wir während der Saison außerdem ständig am Reisen und verbringen an die 200 Tage am Wasser. Wir werden etwa bereits im Mai nach Den Haag fahren, um uns auf die dortige Weltmeisterschaft vorzubereiten. Der Österreichische Segelverband unterstützt uns dabei Gott sei Dank sehr gut.
Eine Verletzung 2020 zwang Bontus, mit Big Air und Freesytle aufzuhören.
Wie sieht dein Kite-Alltag aus?
In der Regel schauen wir uns bereits am Vortag die Wetterprognose an und planen den Tag dementsprechend. Wenn der Wind in der Früh passt, gehen wir gleich nach dem Frühstück aufs Wasser, während wir den Nachmittag im Gym verbringen. Auf dem Wasser verbringen wir maximal zweieinhalb Stunden, weil es einfach sau anstrengend ist. Nach dem Mittagessen setze ich mich auf den Ergometer und führe Nachbesprechungen.
Gibt es Ernährungsregeln, an die du dich halten musst?
Die gibt es für viele Kollegen schon, ich bin mittlerweile bei meinen 100 Kilogramm Idealgewicht angekommen, infolgedessen passt mein Speed auch sehr gut. Generell gilt jedenfalls: je schwerer, desto besser. Natürlich ist es für mich wichtig, nicht nur Fastfood zu essen, so streng wie mein Trainingspartner muss ich allerdings nicht Proteine und Kohlenhydrate zählen, um auf das optimale Gewicht zu kommen.
Ist Kitefoil eine Sportart, von der man leben kann?
Der Sport entwickelt sich Gott sei Dank gut - sicher auch, weil er mittlerweile olympisch ist. Natürlich ist Kitefoil nicht die Formel 1, wo du deine Millionen verdienst, da ich vom Verband allerdings gut unterstützt werde, geht es sich sehr gut aus. Wie viel am Ende herausspringt, hängt natürlich von den Ergebnissen ab - von nichts kommt nichts.
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