Im Vergleich zum Jahr 2019 gibt es in Österreich einen realen Wohlstandsverlust, der nicht nur 2023, sondern auch noch im kommenden Jahr anhalten wird. Die Gründe, die uns ärmer machen: Nachwehen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs.
Vereinfacht erklärt ist der Wohlstandsverlust darin begründet, dass trotz eines Anstieges des Bruttoinlandsprodukts deutlich mehr heimische Produktion zur Bezahlung der Importe aufgewendet werden muss, so der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Gabriel Felbermayr.
Berg- und Talfahrten bei Preisen sorgen für Unsicherheit
Zum Beispiel haben sich ja die Energieimporte aus Russland, die für Österreich immer noch von fundamentaler Bedeutung sind und zuletzt wieder anstiegen, immens verteuert. Das war schon vor Kriegsbeginn der Fall. Seither gibt es bei den Preisen Berg- und Talfahrten, die grundsätzlich für Unsicherheit in der Wirtschaft sorgen.
Im entstehenden Verteilungskonflikt müsse jemand Federn lassen. So der Wifo-Direktor: „Eine faire Verteilung der Lasten ist wichtig.“ Und: Staatliche Maßnahmen, aber auch weitere Lohnsteigerungen oder die diskutierte Mietpreisbremse seien „so zu gestalten, dass starke Schultern mehr von der Last tragen als schwache“. Irgendwo müsse der Wohlstandsverlust realisiert werden, so Felbermayr. „Der Kuchen ist kleiner geworden, es gibt nicht mehr zu verteilen.“
Der Kuchen ist kleiner geworden, es gibt nicht mehr zu verteilen.
Gabriel Felbermayr
Der Einbruch der real verfügbaren Einkommen passierte schon 2020, so Felbermayr. Das real verfügbare, für Konsum verwendbare Einkommen pro Kopf werde in Österreich auch noch 2024 nur bei etwa 98,8 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 liegen. Heuer seien es etwa 98 Prozent.
Zurückhaltung bei der Inflationsbekämpfung nötig
„Nicht alles kann an die Inflation angepasst werden“, so der Ökonom. „Sonst bleibt die Inflation lange sehr hoch.“ Daher brauche es Zurückhaltung bei der Inflationsbekämpfung, auch bei einer Mietpreisbremse oder weiteren Lohnsteigerungen.
Bei niedrigerer realer Wirtschaftsleistung führe die Anpassung aller Preise und Einkommen (Löhne, Mieten, ...) an Inflation nach dem Verbraucherpreisindex zu dauerhaft hoher Inflation.
„Dieser Krieg macht uns alle ärmer“
Grundsätzlich hielt er fest: „Dieser Krieg macht uns alle ärmer. Und auch die Covid-Folgen sind noch nicht ausgestanden.“ Die wirtschaftliche Entkoppelung mit Russland - dessen BIP-Zahlen nicht glaubwürdig seien, auch wenn Kriegswirtschaft das BIP immer steigere - sei „in vollem Gange“. Der Güterhandel mit der Ukraine sei überraschend resilient.
Auf dem Arbeitsmarkt brauche es eine Lösung des Paradoxons, dass trotz starken Bevölkerungswachstums Arbeitskräfteknappheit herrscht. Bei den Energiepreisen brauche es einen glaubwürdigen, europaweiten Plan, wie rasch genug erneuerbare Energiequellen erschlossen werden können.
Die Industrieproduktion in Österreich ist laut den Wifo-Daten trotz der Energiepreisexplosion stabil.
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