Stinkende "Freaks"

RTL macht Gamer lächerlich – Hacker schwören Rache

Spiele
28.08.2011 00:49
RTL könnte in den kommenden Tagen in den zweifelhaften Genuss des vielfach bewiesenen Könnens der Hacker von Anonymous kommen. In einem Fernsehbericht hatte der Sender Spieler auf der gamescom in Köln als einsame, stinkende "Freaks" dargestellt (siehe Bild) - darüber empören sich nicht nur Gamer, sondern auch Hacker.

Redakteure des Magazins "Explosiv" waren auf der gamescom unterwegs, um das Wesen des Gamers zu erforschen - den Beitrag kannst du z.B. hier auf YouTube ansehen. Heraus kam eine äußerst unschmeichelhafte Charakterisierung: An Frauen kämen die einsamen Spieler sowieso nicht heran, kein Wunder, seien sie doch ungepflegt und mit strengem Geruch versehen.

Da wurden Spieler gefragt, ob sie mit ihrem Aussehen zufrieden seien und ihre Antworten anschließend dank Musikuntermalung und Schnitt ins Lächerliche gezogen. Auch eine Messehostess gab ihren Senf dazu: Es gebe etwa eine Gruppe Spieler, die nun in einem Alter seien, in dem man eben nicht so gern das Bad aufsuche.

RTL-Redakteur: "Viele kranke Hirne"
Schlecht für RTL, dass den Beitrag vom 19. August auch zahlreiche Spieler zu Gesicht bekamen, über das Internet machte er schnell die Runde und führte zu empörten Protesten. Dazu kam, dass sich einer der verantwortlichen RTL-Redakteure, Tim K., auf seiner Facebook-Seite so äußerte: "Du, nachdem (sic!) was die Freaks mir so schreiben, glaube ich, man hätte die in ihrer Mehrzahl noch härter angehen müssen. Viele kranke Hirne unterwegs." Inzwischen hat sich Tim K. sowohl für den Beitrag als auch für die anschließende Spieler-Beschimpfung entschuldigt - der TV-Bericht sei lustig gemeint gewesen, das sei jedoch misslungen. "Ich wollte niemanden beleidigen oder verletzen", so K. Die darauffolgenden Äußerungen auf Facebook seien unüberlegt gewesen, auch dafür entschuldige er sich.

Entschuldigung von RTL
Bereits davor hatte RTL um Verzeihung gebeten: "Die Verallgemeinerung und Überzeichnung des Beitrags war ein Fehler. Wenn wir damit Gefühle verletzt haben sollten, entschuldigen wir uns ausdrücklich dafür. Der bei Facebook privat gepostete Kommentar des RTL-Redakteurs war ausschließlich dessen private Meinung und in keinster Weise die von RTL."

Anonymous kündigt "Operation RTL" an
Das kann die in ihrem Stolz verletzte Spielerschaft allerdings offenbar nicht beruhigen - schon am Donnerstag wurde die RTL-Website zeitweise gehackt, auf Teilen davon war lediglich eine Fehlermeldung mit dem Inhalt "GAMEZ" zu sehen. Das Hackerkollektiv Anonymous hat dementiert, dafür verantwortlich zu sein - sie starteten jedoch laut Video-Botschaft die "Operation RTL", da die Darstellung der Gamercommunity durch die TV-Anstalt "eine bodenlose Frechheit" sei.

RTL kommt mit Beitrag davon
Ob Anonymous eine Hackingattacke auf RTL plant, ist nicht klar - im Video heißt es lediglich, Spieler sollten den Sender nun boykottieren und ihrem Ärger zum Beispiel bei Programmbeschwerde.de (einem Portal der deutschen Landesmedienanstalten) Luft machen. Das haben auch mehrere tausend Gamer getan - sodass die zuständige Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) den Beitrag prüfte. Ermittlungen werde es aber keine geben, ließ die NLM danach wissen - zwar sei der Beitrag durch seine unverblümte Tendenz ärgerlich, aber nicht rechtswidrig. Gerade die Gamer-Szene, die sich stark für Freiheitsrechte einsetze, müsse eine solche Darstellung tolerieren.

Witzige Retourkutsche von GIGA
Mit Humor hat sich der TV-Sender GIGA, der hauptsächlich über Spiele berichtet, an das Thema gewagt: Die Redaktion produzierte eine Retourkutsche, die die RTL-Mitarbeiter auf die Schippe nimmt - das Video kannst du hier ansehen.

Bild: RTL/YouTube.com

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