Für Freunde, Familie und Bekannte hat eine 27-Jährige leichtfertig Corona-Stiche eingetragen. Das sprach sich natürlich herum und wurde zu einer willkommenen Gelegenheit für Impfverweigerer. Im Dezember 2021 flog der groß angelegte Impfbetrug im Austria Center Vienna auf. Die Hauptverantwortliche wurde nun verurteilt.
In Massen strömten die Wiener ab Jänner 2021 ins Austria Center Vienna, um sich ihre Corona-Impfung zu holen. Erforderlich dafür: ein Nadelstich. Nicht so für 14 Impfverweigerer. Kurzerhand trug die 27-jährige Erstangeklagte ihnen die Stiche einfach in den elektronischen Impfpass ein. „2G-Kontrollen“ und dem Lockdown für Ungeimpfte konnten sie so entgehen.
Für die ehemalige Mitarbeiterin der Impfstraße heißt das aber eine Anklage wegen unter anderem Fälschung von Beweismittel. Mit sieben Komplizen sitzt sie im Landesgericht Wien. Ihre Mitangeklagten - darunter ihr Ehemann und Schwager - haben die Dienste der 27-Jährigen verbreitet und vermittelt - ließen sich auch zwischen 200 und 800 Euro pro „Stich“ bezahlen.
Reihenweise Geständnisse im Impfbetrug
Vertreten durch Anwalt Philipp Wolm möchte sie nichts außer ein Schuldbekenntnis liefern: „Auf Rat meines Anwalts möchte ich nichts weiter sagen.“ Was eine regelrechte Welle von Geständnissen auslöste. Sechs der sieben mitangeklagten Männern und Frauen - Anwalt Rudolf Mayer verteidigt drei von ihnen - räumen die Richtigkeit der Anklage ein.
Sie hätten sowohl sich selber, als auch Familie, Freunden und Bekannten zu einem Eintrag im Impfregister verholfen. „Der Grund war, sie hatten Angst vor der Impfung. Wenn man sie gefragt hat, haben sie Personen, die auch Angst hatten, den Kontakt vermittelt“, erklärt Mayer in seinen Eröffnungsworten.
Kassierte Ehemann 200 Euro pro Stich?
Nur der Ehemann will von den Fälschungen durch seine eigene Frau nichts gewusst haben: „Ich selber wurde sogar geimpft. Ich habe damit gar nichts zu tun“, empört sich der 30-Jährige vor Gericht. Warum aber Bekannte angeben, er hätte für 200 Euro pro Stich eine Eintragung angeboten, weiß er nicht. Während der Prozess gegen sieben Angeklagte erledigt werden konnte, muss sein Verfahren vertagt werden. Es brauche Zeugen, so die Richterin.
Nach nur einer Stunde konnten bereits vier mit einer diversionellen Erledigung in Form einer Geldstrafe nach Hause gehen. Die Erstangeklagte fasst hingegen sechs Monate bedingt aus, genau wie ihr Schwager. Ein vorbestrafter Türke kassiert elf Monate teilbedingt, drei davon in Haft.
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