Tragödie im steirischen Kapfenberg: Nach einer Hausgeburt tötete eine 27-Jährige ihr Baby, sie gestand die Tat im Spital. Nachbarn zeigten sich beim „Krone“-Lokalaugenschein tief betroffen.
In der kleinen Wohnsiedlung in der Industriestadt Kapfenberg herrschte beim Lokalaugenschein Donnerstagmittag gespenstische Ruhe. Am Mittwochnachmittag spielten sich hier dramatische Szenen ab: Zeugen bemerkten eine blutüberströmte Frau und alarmierten die Rettung. In der Wohnung der 27-Jährigen machten die Einsatzkräfte dann eine schreckliche Entdeckung: ein Baby, für das jede Hilfe zu spät kam.
Eine Notärztin konnte nur noch den Tod des Neugeborenen feststellen. Wegen der „eindeutigen Spurenlage“ ging die Polizei sofort von einem Tötungsdelikt aus. Die Mutter dürfte ihren Sohn unmittelbar nach der Geburt in der Wohnung getötet haben. Dort soll sie laut Polizei alleine gelebt haben.
„Zuerst kam die Rettung, dann die Polizei“
Fritz Bauer und seine Gattin leben seit über zehn Jahren im Mehrparteienhaus, die junge Frau kannten sie aber nicht: „Hier ziehen andauernd Leute aus und ein, ich kenne die meisten nicht mehr“, so der Obersteirer zur „Krone“.
„Wir haben gesehen, wie eine Frau ins Rettungsauto getragen wurde, dann kam auch noch die Polizei. Wir haben aber nicht mitgekriegt, dass so etwas Tragisches passiert ist“, zeigt sich das Ehepaar betroffen.
Mutter war mit Situation überfordert
Da die Frau wegen massiven Blutverlusts in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist, konnte sie erst Donnerstagnachmittag einvernommen werden. Der dringende Verdacht bestätigte sich, die Österreicherin mit Migrationshintergrund gestand die Tat. „Sie gab an, mit der Situation überfordert gewesen zu sein“, so Polizeisprecher Fritz Grundnig. Auf die Frau könnte nun eine Anklage wegen Tötung eines Kindes bei der Geburt zukommen. Der Strafrahmen beträgt bis zu fünf Jahre Haft.
Grazerin tötete vier Kinder
Ähnliche Fälle gab es auch in der Vergangenheit. Besonders tragisch: Gertraud A. aus Graz hat zwischen 2000 und 2005 vier Babys gesund auf die Welt gebracht und nach der Geburt getötet. Zwei Leichen hat sie in einer Gefriertruhe deponiert, zwei in Kübeln einbetoniert. An der Tat beteiligt war offensichtlich auch ihr Lebensgefährte, der gesagt hat: „Wennst a Kind kriegst, kannst di schleichen.“ Das Gericht verurteilte sie zu lebenslanger Haft. Ihr Lebensgefährte, der stets behauptet hatte, nichts mitbekommen zu haben, wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Wie verzweifelt junge Mütter sein können, zeigt auch der Fall einer damals 29-jährigen Deutschlandsbergerin. Kurz vor Jahresende 2019 brachte sie alleine ein Mädchen in ihrer Wohnung auf die Welt. Danach wollte sie das Kind bei der Babyklappe abgeben, traute sich aber nicht. Sie ließ es in einer Sporttasche in der Tiefgarage zurück, Passanten fanden das unterkühlte Baby. Vor Gericht gab es eine Diversion.
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