Während die Arbeiterkammer und das gewerkschaftsnahe Momentum Institut weiter auf eine Mietpreisbremse pochen. appellierte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr am Donnerstag auf Zurückhaltung. Eine sofortige 2-Prozent-Begrenzung sei nicht gescheit.
„Wir kommen jetzt aus der heißen Phase der Preissteigerungen heraus, die Inflationsraten sollten sinken“, sagte Felbermayr bei einem digitalen Pressegespräch. Bei Löhnen sei dieser schon verdaut, auch bei Mieten werde man „kaum darum herumkommen und sagen können, diese dürfen nicht mit der Inflation steigen“.
Weniger Neubau wegen steigender Zinsen
Irgendwo müsse sich der Wohlstandsverlust, der in Österreich infolge der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs eingetreten ist und auch noch anhält, leider manifestieren. „Eine faire Verteilung der Lasten ist aber wichtig.“ Es sei aber „nicht gescheit, die Mieten sofort auf eine Steigerung von 2 Prozent zu begrenzen. Es gibt auch eine Wohnraumknappheit.“ Gerade bei steigenden Zinsen gebe es weniger Neubau.
Irgendwo muss sich der Wohlstandsverlust, der in Österreich infolge der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs eingetreten ist und auch noch anhält, leider manifestieren.
Wifo-Chef Gabriel Felbermayr
BIP-Deflator statt Verbraucherpreisindex
„Allgemein wäre es vernünftig gewesen, wenn man nicht den Verbraucherpreisindex zur Inflationsanpassung heranzieht, sondern den BIP-Deflator“, erläuterte der Wifo-Direktor. Das ist ein Wert, der die Kostensteigerungen von im Inland hergestellten Gütern und Dienstleistungen misst, und sich zuletzt auf 5,2 Prozent belief und nicht wie die Inflation im Vorjahr auf mehr als acht Prozent.
„Vermieter sind eher wohlhabend als Mieter“
„Wie man das aber umsetzt, da bin ich ratlos ehrlich gesagt“, räumte Felbermayr ein. Vermieter seien aber eher wohlhabend als Mieter, sagte Felbermayr mit Blick auf eine Verteilungsgerechtigkeit, während die real verfügbaren Einkommen für Konsum in Österreich derzeit und zumindest noch kommendes Jahr verglichen zu 2019 sinken.
AK und gewerkschaftsnahes Momentuminstitut kurbeln weiter für Bremse
AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka argumentierte am Donnerstag einmal mehr, dass der Beitrag des Bereichs Wohnen zur gesamten Teuerung in Ländern mit Preisbremse deutlich geringer ausfalle als in Österreich. Hierzulande gingen 1,5 Prozentpunkte der Inflationsrate auf den Bereich Wohnen zurück, mit stark steigender Tendenz, so das Momentum Institut am Donnerstag laut einer Aussendung. Im Jänner 2022 sei der Wert mit 0,5 noch um einen Prozentpunkt tiefer gelegen.
Spanien & Portugal: Mietpreise dürfen maximal um 2 Prozent steigen
In Spanien und Portugal dürfen Mietpreise um maximal 2 Prozent steigen. Der Beitrag des Bereichs Wohnen an der Inflationsrate habe sich dadurch im Dezember 2022 auf 0,2 Prozentpunkte belaufen, erhob das Momentum Institut. In Frankreich liegt die Bremse bei 3,5 Prozent, verzeichne aber ebenfalls einen Beitrag von 0,2 Prozentpunkten bei der Inflation. In Dänemark fällt der Wohn-Beitrag an der Inflation mit 0,4 Prozentpunkten etwas höher aus, liege aber immer noch um 1,1 Prozentpunkte unter dem österreichischen Beitrag zur allgemeinen Teuerung.
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