Zwei Jahre Pause, 1200 Beamte, Demos und eine Sperrzone: die Eckdaten rund um den Akademikerball, der am Freitag die Wiener Innenstadt wieder in ein heißes Pflaster verwandelt. Seit 17 Uhr gilt rund um die Hofburg, dem Schauplatz des höchst umstrittenen Balles, eine Platzsperre. Tausende Demonstranten befanden sich in der Innenstadt, ein Protestmarsch zog durch die Straßen, an dem sich auch die autonome Antifa - auch bekannt als Schwarzer Block - beteiligte. Pyrotechnik kam zum Einsatz, die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.
Bereits ab 16.30 Uhr gab es große Einschränkungen in der Innenstadt für den Straßenverkehr, der Ring wurde zwischen Schwarzenbergplatz und Schottentor gesperrt. Empfohlen wurde, die Innenstadt großräumig zu umfahren. Auch Straßenbahnen verkehrten im genannten Abschnitt nicht mehr.
Platzsperre rund um die Hofburg
Die Platzsperre kehrte nach zwei Jahren Corona-Pause ebenfalls zurück, sie soll den Veranstaltungsort - die Hofburg - großräumig von Demonstranten abschirmen. Derer fanden sich am Freitag zahlreich in der Innenstadt. Insgesamt waren zehn Protestaktionen angemeldet. Sieben richteten sich alleine gegen Russlands Krieg in der Ukraine. Eine davon fand vor dem Parlament statt. Es herrschte beim „Krone“-Lokalaugenschein friedliche Stimmung, zahlreiche Menschen nahmen teil.
Äußeres Burgtor erleuchtet
Das Äußere Burgtor wurde am Freitag symbolträchtig erleuchtet und erstrahlt bis zum Samstagmorgen in den Farben der ukrainischen Flagge. „Heute jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Folgen sind Zerstörung, Leid, unzählige zivile Opfer und Millionen von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Österreich ist politisch neutral, aber niemals moralisch. Wir stehen auch weiterhin an der Seiten der Ukraine“, so Bundeskanzler Karl Nehammer.
Zahlreiche Teilnehmer bei Anti-Akademikerball-Demo
Eine weitere Demonstration richtete sich im Speziellen gegen den Akademikerball: Die „Offensive gegen Rechts“ rief zu einem Demozug auf. Dieser führt vom Schottentor zum Morzinplatz. Die „Krone“ machte sich vor Ort ein Bild: Gegen 18.15 Uhr hatten sich bereits zahlreiche Menschen beim Schottentor versammelt. Laut Polizei zählte man etwa 2000 bis 3000 Teilnehmer. Der Veranstalter sprach von mehr als 3000.
Vulgäre Schimpftiraden
Vor dem Start des Demozuges gab es mehrere Reden, gespickt mit Kritik an den Burschenschaftern und Teilnehmern des Balles, jedoch auch an der Polizei, die diese „schützen“ würde. Teils vulgäre Schimpftiraden gab es für den niederösterreichischen Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) aufgrund dessen Sager gegenüber einer Wiener Schulklasse vor wenigen Wochen. FPÖ-Obmann Herbert Kickl sei ein „Faschist“, so einige Demonstrierende.
Pyrotechnik gezündet, Schwarzer Block an Demospitze
Auch der sogenannte Schwarze Block - die Gruppierung nennt sich nun autonome Antifa - nahm an dem Demozug teil und führte diesen an. Die Stimmung der Anhänger war aufgeheizt. Kurz nach 19 Uhr setzte sich die Masse in Bewegung. Erste Pyrotechnik wurde gezündet, Parolen gerufen, auch Sprechchöre waren zu hören, während sich der Zug in Richtung Morzinplatz bewegte. Allerdings nur recht langsam, wie die „Krone“ beobachtete.
Zwischenzeitlich trafen die ersten Teilnehmer des Akademikerballs in der Hofburg ein.
Rauchbombenwurf auf Polizei
Vereinzelt näherten sich auch Gegendemonstranten dem Demozug. Vorkommnisse gab es zunächst nicht. Allerdings kam es zu einem Angriff auf die Polizei. Eine Rauchbombe wurde auf Polizisten geschleudert. Kurz nach 20.15 Uhr hatte der Demozug den Morzinplatz erreicht, hier wurde die Abschlusskundgebung abgehalten. Größere Ausschreitungen gab es laut Polizeisprecher Markus Dittrich keine.
Zwei Wasserwerfer einsatzbereit
Die Polizei stand in der Innenstadt mit einem Großaufgebot an Kräften im Einsatz. Neben 1200 Polizisten kam auch eine Drohne zum Einsatz, um das Geschehen in der Innenstadt von der Luft aus überblicken zu können. Einsatzbereit standen zudem zwei Wasserwerfer der WEGA.
Harsche Kritik an Akademikerball
Kritik an dem Ball und seinem Veranstaltungsort kam im Vorfeld von mehreren Seiten. Vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA: „Heute beschämen wieder verkleidete Kellernazis ganz Österreich.“ Und auch die Wiener Grünen zeigten sich empört. Gemeinderätin Viktoria Spielmann findet es „beschämend, dass der rechtsextreme Akademikerball nach wie vor in den repräsentativen Räumen der Republik stattfinden darf“.
Dass daran FPÖ-Granden wie der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und Volksanwalt Walter Rosenkranz teilnehmen, sorgte auch bei der SPÖ für Kritik. „Es ist unannehmbar, dass offizielle Vertreter Österreichs und Burschenschafter den Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine tanzend begehen“, meinte deren Sprecherin für Erinnerungskultur, Sabine Schatz, in einer Aussendung.
Randale im Jahr 2014, danach Beruhigung
Der Ball - von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer bezeichnet - wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.