Die Bullen standen immer für mutigen, offensiven Fußball - zuletzt gab’s aber nur selten Feuerwerke. Der Spielstil des Serienmeisters hat sich verändert.
Der Red-Bull-Stil. Ein Erfolgsmodell. Offensiv, mutig, frech und risikoreich - das sind die Adjektive, aus denen sich diese Art von Fußball zusammensetzt. Salzburg stand immer dafür und fuhr damit nicht nur national gut. Unvergessen bleibt der Einzug ins Europa-League-Halbfinale unter Marco Rose in der Saison 2017/18.
Wofür der Stil auch steht? Für Spektakel! Durch das offensive Auftreten waren die Salzburger immer ein Team, das viele Tore erzielt hat. Gleichzeitig war dieser Stil aber auch mit dem Risiko verbunden, dass man sich Treffer einfängt. Nicht selten fielen in Spielen mit Bullen-Beteiligung zahlreiche Tore. Spektakel eben!
Davon ist in der aktuellen Saison allerdings nur wenig zu sehen, das Bild hat sich verändert. Salzburg hat seine bekannte DNA verloren, weil Trainer Matthias Jaissle eine andere Art von Fußball bevorzugt. Dem Deutschen ist wichtig, dass seine Elf hinten gut steht, wenig Gegentore bekommt. Im Vergleich zu Vorgänger Jesse Marsch ist ihm das auch eindrucksvoll gelungen. Die Defensive des Meisters hat sich unter ihm stabilisiert, dafür hat die Offensive an Power verloren. Jaissles Stil ähnelt einem bekannten Motto: „Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften.“
Es lässt sich aber jetzt darüber streiten, ob der neue Weg der bessere ist. Gemessen an Titeln eigentlich nicht. Das Cup-Aus war zwar unglücklich, trotzdem ist das Double an der Salzach fast Pflicht. Marsch hat es in seiner zweijährigen Amtszeit mit „Hurra-Fußball“ zweimal gewonnen. So gesehen ist es neben 2017/18, wo es aber bis ins Europa-League-Halbfinale ging, die schlechteste Saison seit zehn Jahren.
Von Mourinho ausgetrickst
Den frechen, mutigen Fußball vermisst man bei Jaissle. Und ausgerechnet beim Europa-League-Play-off-Rückspiel bei der Roma war er wieder zu sehen. Jedoch nicht von seiner Truppe, sondern von den Italienern. Altmeister José Mourinho hat mit seiner angriffslustigen Taktik alle überrascht, die Mozartstädter ausgetrickst. Im Lager der Gäste meinte man zwar, dass man darauf vorbereitet gewesen sei - am Feld war das jedoch nicht zu erkennen. Junior Adamu sprach sogar davon, dass man Angst hatte. Ein Gefühl, das zum Red-Bull-Stil gar nicht passt. Mutig zeigten sich die Salzburger nur nach dem Spiel - Noah Okafor stürmte auf Paulo Dybala zu, um ihn nach seinem Trikot zu fragen. Wo war diese Gier während der 90 Minuten davor?
Ebenfalls Thema war anschließend die Jugendlichkeit der Truppe. Nach wichtigen Siegen betonen Jaissle und Co. gerne, wie jung ihr Team sei. Daher darf die fehlende Routine auch nach Niederlagen keine Ausrede sein. Die Klubphilosophie ist bekannt und im Normalfall stehen auch alle hinter dem Weg, doch am Donnerstag übte der Trainer durchaus leise Kritik zwischen den Zeilen: „Wir setzen uns extrem hohe Ziele mit einem sehr, sehr mutigen Weg, wie ich es nenne. Der Sportdirektor hat ihn riskant genannt, er hat von einem gewissen Risiko gesprochen, das man in dieser Saison geht.“ In den letzten beiden K. o.-Duellen ging dieses nicht auf. Dadurch ist der Druck in der Meisterschaft jetzt umso höher.
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