Die Diskussion über neue Unterkünfte für Flüchtlinge reißt nicht ab. Die „Krone“ hat sich daher die aktuellen Zahlen angeschaut und mit zwei betroffenen Bürgermeistern gesprochen.
Rund 100.000 Asylanträge wurden im vorherigen Jahr in Österreich gestellt. Grund genug für Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), das europäische Asylsystem als „gescheitert“ zu sehen. „Asylanträge dürfen künftig nur mehr außerhalb der EU gestellt werden“, fordert Hattmannsdorfer. Doch wie viele der in Österreich eingetroffenen Flüchtlingen landeten tatsächlich in Oberösterreich?
OÖ übernahm 4288 Menschen
Aus dem Büro des Landesrates heißt es dazu auf „Krone“-Anfrage: „Es gibt für die Asylanträge keine Oberösterreich-Zahlen. Die Personen, die einen Antrag auf Grundversorgung stellen, kommen zuerst in Bundesgrundversorgung und werden dann in die Grundversorgung der Länder aufgeteilt.“ Vergangenes Jahr übernahm Oberösterreich 4288 Menschen.
Wir müssen endlich den Zustrom nach Europa stoppen, um jenen helfen zu können, die wirklich einen Anspruch auf Schutz und Hilfe haben.
ÖVP-Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer
Aktuell befinden sich in unserem Bundesland 4441 Asylweber in der Landesgrundversorgung, hinzu kommen weitere 1028 Personen in der Bundesgrundversorgung in Quartieren der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU) – geflüchtete Ukrainer sind bei diesen Zahlen nicht mit einberechnet.
Hauptsächlich Männer aus Syrien
Aktuell gibt es 195 organisierte Grundversorgungsquartiere. Über jene in Frankenburg und in in St. Georgen/Attergau wurde öfters berichtet. Zudem gibt es fünf Containerstandorte. Wo diese sind, wird offiziell nicht bekannt gegeben, um „deren Sicherheit nicht zu gefährden“. Die mit Abstand größte Gruppe der Geflüchteten sind – die Ukraine ausgenommen – syrische Männer. Sie machen mehr als alle anderen Personen zusammen aus, die aktuell vom Land versorgt werden – siehe Grafik oben.
Interview mit ÖVP-Bürgermeister von Frankenburg Norbert Weber
„Krone“: Herr Bürgermeister, in Frankenburg sind schon längere Zeit Flüchtlinge untergebracht. Wie ist die aktuelle Situation?
Weber: Wir haben uns die Situation alle nicht gewünscht, als Gemeinde sind uns aber die Hände gebunden. Das Gebäude hat ein Privater an den Bund vermietet. Aktuell ist es aber relativ ruhig. Die Männer halten sich hauptsächlich in der Unterkunft auf, vielleicht spielt da das kalte Wetter auch eine Rolle.
Das war auch schon einmal anders. Wie viele Flüchtlinge sind aktuell untergebracht?
Das hat sich in den vergangenen Monaten beruhigt. Wir haben die Belegszahlen sukzessive minimieren können, sind jetzt bei unter 200 - davor waren es mehr als 300. Hauptsächlich sind es Afghanen und Syrer. Nächste Woche gibt es das nächste Gipfeltreffen, wir wollen eine Belegszahl unter 100 durchsetzen.
Glauben Sie, dass man dieses Ziel erreichen kann?
Ich gehe immer den Verhandlungsweg, als Gemeinde können wir sowieso nur intervenieren. Wir hoffen auf weitere Schritte, die Entwicklung geht aber zumindest in die richtige Richtung. Wenn man das Ziel mit unter 100 Flüchtlingen erreicht, dann wäre es in unserer Gemeinde deutlich ruhiger.
Interview mit ÖVP-Bürgermeister von St. Georgen im Attergau Ferdinand Aigner
„Krone“: Herr Bürgermeister, in St. Georgen im Attergau sind schon längere Zeit Flüchtlinge untergebracht. Wie ist die aktuelle Situation?
Aigner: Der Zustand ist unzufriedenstellend. Die Situation köchelt immer dahin. Aktuell sind Nationalitäten bei uns, die sich untereinander nicht verstehen. Zu uns kommen nur Männer, die durch eine erste Begutachtung durchgefallen sind und keine Chance auf Asyl haben. Viele tauchen unter und verschwinden aus der Unterkunft.
Was ist Ihrer Meinung nach das größte Problem?
Der Alkohol. Die jungen Männer gehen in die Stadt, kaufen sich Alkohol, konsumieren ihn gleich vor Ort und lungern dann herum. Das ist nicht gut für unsere Frauen und Kinder. In der Unterkunft kommt es laufend zu Auseinandersetzungen. Dann fährt wieder haufenweise Polizei durch den Ort, das ist kein schönes Gefühl.
Seit Monaten bedauern Sie, dass Sie ihr Parteikollege und Innenminister Gerhard Karner völlig links liegen lassen. Gab es mittlerweile ein Gespräch?
Nein, er ist zu keinem Gespräch bereit. Ich rede aber ständig mit den angrenzenden Nachbarn, kenne ihre Sorgen. Auch mit Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer bin ich in Kontakt.
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