Im Herbst 2021 gab der damalige österreichische Finanzminister ein Interview, das auch international viel Beachtung fand: Darin geißelte Gernot Blümel die sorglose Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die ihm zunehmend schlaflose Nächte bereite, und forderte eine Anhebung der Zinssätze, um die Inflation einzudämmen.
Der Kernvorwurf: Die EZB habe während der Pandemie Hunderte Milliarden in die Finanzmärkte gepumpt, um die Wirtschaft des Euro-Raums zu stützen, wobei diese Geldschwemme vor allem hoch verschuldeten Ländern wie Italien geholfen habe. Blümel formulierte deutlich: Wenn die EZB eine Zinserhöhung zugunsten finanzmaroder Südstaaten vermeide, wäre das „ein Verrat an den Europäern.“
Im kleinen Kreis erzählt Blümel gerne vom darauffolgenden Treffen mit Christine Lagarde, der Chefin der EZB. Lagarde stürmte auf ihn zu und meinte: „Ich habe dein Interview gelesen. Wenn du einen nervösen Magen hast, solltest du Kamillentee trinken. Die Inflation wird nie 4 Prozent erreichen. Niemals!“ Abwarten und Tee trinken also. Kann man machen. Sollte man aber nicht.
De facto hat die bittere Realität die EZB-Chefin längst der fatalen Fehleinschätzung überführt. Im Jänner 2023 kletterte die Inflation in Österreich auf 11,2 Prozent, der Mikrowarenkorb, in dem der tägliche Einkauf liegt, verteuerte sich gar um 16,8 Prozent. Auch wenn die EZB den Leitzins im Februar auf mittlerweile 3 Prozent erhöht hat - der Schaden ist längst angerichtet.
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