Seit Anfang Februar füllt sich das neue Asylheim in Kindberg. Bislang verläuft alles ruhig, doch die Verunsicherung in der Bevölkerung bleibt groß.
Als im Sommer 2022 publik wurde, dass das ehemalige Landespflegezentrum in eine Asyl-Unterkunft umfunktioniert werden soll, folgte in der obersteirischen Stadt Kindberg und darüber hinaus ein großer Aufschrei. Es gab Protestmärsche, Unterschriften wurden gesammelt und im Dezember kam sogar FPÖ-Chef Herbert Kickl zu einer Kundgebung ins Mürztal.
30 Flüchtlinge seit Feber in Kindberg
Allem Widerstand zum Trotz sind nun Anfang Februar die ersten Flüchtlinge in Kindberg eingezogen, gut 30 sogenannte vulnerable Personen sind es inzwischen. Das sind etwa kranke, verletzte oder sonstig beeinträchtigte Asylwerber mit Sonderbetreuungsbedarf – sowie deren Familien. Im Ort mache sich das bisher kaum bemerkbar, sagt SPÖ-Bürgermeister Christian Sander: „Natürlich ist noch immer eine gewisse Skepsis da. Aber während ein Teil der Bevölkerung das Schlimmste befürchtet, wollen viele andere helfen.“
Anrainer wissen sich zu wehren
Wenig Freude mit dem Zuzug hat Anrainer Michael Finder (Foto oben), der unmittelbar neben dem Heim wohnt und eine Kfz-Werkstatt betreibt: „Am meisten ärgert mich, dass meine Liegenschaft entwertet wird. Wer würde schon ein Haus neben einem Flüchtlingsheim kaufen?“ Finder hat zur Sicherheit den Zaun um sein Grundstück um mehrere tausend Euro ausgebaut. „Die Hauptschuld gebe ich der Politik. Offenbar hat man seit der großen Flüchtlingskrise 2015 nichts gelernt.“
Skeptisch ist auch Anrainer August Riegler (Foto unten), der die umherspazierenden Flüchtlinge aufmerksam beobachtet. „Einige waren eh ganz höflich. Angst habe ich nicht, wenn’s drauf ankommt, weiß ich mich schon zu wehren“, so der Pensionist.
Verunsicherung: Kommen noch mehr?
Hinter die besorgten Anrainer stellt sich auch FPÖ-Gemeinderätin Eva Hechtner: „Am meisten stört mich die Drüberfahrerei des Innenministeriums. Die Leute wissen einfach nicht, was passiert.“
Parteikollege Philipp Könighofer, Vize-Bürgermeister in Langenwang und Sprecher im Freiheitlichen Landtagsklub, setzt nach: „Es besteht die berechtigte Sorge, dass das versprochene Maximum von 250 Personen überschritten wird, sollte wieder eine größere Flüchtlingswelle kommen.“
Gehen vermehrte Diebstähle auf Asyl-Konto?
Die allgegenwärtige Verunsicherung lässt aktuell auch die Gerüchteküche brodeln. So kam es in den letzten Wochen etwa zu vermehrten Ladendiebstählen in Kindberg, so mancher Einheimischer hatte rasch Flüchtlinge im Verdacht. Der Bürgermeister hält entschieden dagegen: „Die Polizei hat mir bestätigt, dass kein einziges dieser Delikte Asylwerbern zuzurechnen ist!“
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