Schock in Italien
Nach Fluchtdrama: „Leichen trieben überall“
Die Rettungseinheiten, die nach dem Schiffbruch vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien zum Einsatz kamen, waren mit dramatischen Szenen konfrontiert. „Als wir an der Stelle des Schiffbruchs ankamen, sahen wir überall Leichen treiben. Wir retteten zwei Männer, die einen kleinen Buben über Wasser hielten. Leider war das Kind tot“, berichtete Laura De Paoli, eine Ärztin, die die Küstenwache bei der Seenotrettung unterstützt.
„Wir haben die beiden Männer gerettet. Sie sind der Bruder und der Onkel des leblosen Kindes. Wir versuchten, den Buben zu beleben, aber seine Lungen waren voller Wasser. Er war sieben Jahre alt“, berichtete De Paoli laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Die Ärztin mit langjähriger Erfahrung in der Seenotrettung war an Bord des Patrouillenbootes der Hafenbehörde der Stadt Crotone, das sofort nach dem Schiffbruch eingriff.
„Es herrschte hoher Seegang, es war schwierig, sich zu nähern. Das Boot der Migranten lag bereits in Trümmern am Strand, und um uns herum trieben viele Leichen“, berichtete die Ärztin, die bereits bei der Seenotrettung mit verschiedenen humanitären Vereinigungen und NGOs zusammengearbeitet hat. „Ich war bei vielen Seenotrettungen dabei, aber es hatte bisher keine Tote gegeben, dieses Mal war es verheerend“, so De Paoli.
Ich war bei vielen Seenotrettungen dabei, aber es hatte bisher keine Tote gegeben, dieses Mal war es verheerend.
Laura De Paoli, Ärztin
Europäischer Rettungsdienst im zentralen Mittelmeer gefordert
Der langjährige Arzt auf der Insel Lampedusa und EU-Parlamentarier Pietro Bartolo forderte die Einrichtung eines europäischen Rettungsdienstes im zentralen Mittelmeerraum. „NGOs und ein europäischer Rettungsdienst können den Unterschied zwischen Leben und Tod im Mittelmeer ausmachen“, so Bartolo.
Unglücksursache noch unklar
59 Tote, 80 Überlebende und Dutzende Vermisste ist die Bilanz des Flüchtlingsdramas vor der Küste Kalabriens. Von den Geretteten wurden 21 ins Spital eingeliefert, ein Mann liegt in kritischem Zustand im Krankenhaus. Noch ist unklar, wie viele Menschen sich an Bord des 150 Meter vor dem Strand gesunkenen Fischerbootes befanden, die Behörden gehen von über 150 Menschen aus.
Die Migranten, die sich auf dem schiffbrüchigen Fischerboot befanden, fielen 150 Meter vom Ufer entfernt ins Wasser, als das Boot wahrscheinlich auf einen unter Wasser liegenden Felsen auflief, berichteten ehrenamtliche Helfer von „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF).
Nach Angaben von MSF befanden sich 177 Personen an Bord des Bootes. Bei den Überlebenden handelt es sich fast ausschließlich um Afghanen. „Alle Überlebenden sind verzweifelt, jeder hat einen Angehören verloren“, berichteten die Helfer von MSF.
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