In Woche eins

Nordische Ski-WM: Rot-Weiß-Rote Trainer räumen ab

Nordische Ski WM
27.02.2023 14:45

In der ersten Woche der nordischen Ski-WM in Planica haben die Deutschen die Skisprung-Bewerbe dominiert, und auch österreichische Trainer. In vier Konkurrenzen gab es dreimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze für DSV-Aktive, im Normalschanzen-Einzel der Männer freuten sich der Tiroler Polen-Coach Thomas Thurnbichler über die erfolgreiche Titelverteidigung von Piotr Zyla sowie sein engerer Landsmann Stefan Horngacher als Trainer der Deutschen über Silber und Bronze.

Bei den Frauen brachte die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig vom kleinen Bakken mit Silber im Einzel sowie mit dem Team zwar ihre Leistung, schaute auf dem Siegespodest aber jeweils zur im Gesamtweltcup hinter ihr liegenden Katharina Althaus auf. Die siegte mit Selina Freitag, Karl Geiger und Andreas Wellinger auch im Mixed und stellte so mit dreimal Gold bisher sogar Langlaufstars wie Johannes Hösflot Kläbo und Jonna Sundling in den Schatten. Wellinger wiederum brachte mit seinen Skiern von Van Deer-Red Bull Sports eine weitere österreichische Note zweimal aufs Siegespodest.

Aha-Erlebnis
Während aber Althaus wie Pinkelnig sechs Weltcup-Saisonsiege stehen hat und sie daher zum WM-Favoritenkreis gezählt hatte, war das beim deutschen Männer-Team nicht der Fall. Erst vor gut zwei Wochen in Lake Pacid feierte Wellinger deren ersten Saisonsieg, tags darauf wurde „Welle“ Zweiter. Für Horngacher war das freilich ein Aha-Erlebnis: „Das war wie wenn die Tür aufgeht und du sagst, da gehen wir einmal durch.“ Eine Woche danach in Rasnov waren bei einem erneuten Wellinger-Sieg fünf Deutsche in den Top Sechs, tags darauf folgte ein Super-Team-Sieg.

Alarmglocken schrillten
Die Erfolge in Rumänien glückten zwar in Abwesenheit vieler Asse, und auch das ÖSV-WM-Team befand sich da in der Vorbereitung. Horngacher beschritt mit den Seinen aber bewusst den anderen Weg. „Rasnov hat uns auch noch einmal ganz gut getan. Da haben wir auch noch einmal Selbstvertrauen gesammelt.“ Die nur paar Tage Pause bis zum ersten WM-Bewerb seien dann kein Problem gewesen. „Wir haben das Training völlig entspannt angefangen, dann die Spannung hochgefahren - und es ist immer ein Schritt nach vor gegangen. Das war schon fast weltmeisterlich.“

Um seine Truppe für den Saison-Höhepunkt noch so hinzubekommen, habe der 53-Jährige speziell ab Jahresbeginn viel Arbeit investiert. Spätestens aber der Vierschanzentournee schrillten die DSV-Alarmglocken, als es kein Deutscher in die Top Ten der Gesamtwertung schaffte. Horngacher: „Wir haben die ganzen Sachen aufgearbeitet, sind ruhig geblieben, konzentriert. Aber wir sind trotzdem auf die Wettkämpfe gefahren, um über die Wettkämpfe zur Sprungform und hauptsächlich zum Selbstvertrauen zu finden.“

Stefan Horngacher (Bild: GEPA )
Stefan Horngacher

„Einer der emotionalsten Tage meines Lebens“
Die immer wieder aufkommende Frage nach einem geheimen Material-Vorteil wehrte der ehemalige ÖSV-Athlet ab. „Beim Material ist es immer so eine kleine Tüftelei, aber es nichts Besonderes, nichts Wesentliches. Entscheidend sind die Sprünge, die Technik, die Flugphase, die Landung - das sind die entscheidenden Punkte. Das haben wir in letzter Zeit gut geübt. Wir haben echt unsere Hausaufgaben gemacht, haben schnelle Skier und die Jungs haben einen sauberen Telemark reingebrannt.“

Fast noch mehr Beachtung als die Erfolge der Deutschen brachte Zylas erneuter Gold-Coup, und das von Halbzeitrang 13 aus. Thurnbichler war nach der Olympia-Saison vom Co des ÖSV-Chefcoaches Andreas Widhölzl zum Haupttrainer Polens avanciert, und das als 32-Jähriger. „Es ist definitiv einer der emotionalsten Tage meines Lebens. Das ist ein Wahnsinnsmoment“, kommentierte Thurnbichler den Triumph. „Piotr hat einen tollen Job gemacht, 105 Meter mit einem so tollen Telemark. Es war etwas, woran wir viel gearbeitet haben. Die Arbeit hat sich gelohnt.“

Können ÖSV-Adler dagegen halten?
Die Minuten vom finalen Sprung seines schon 36-jährigen Schützlings bis zum Ende des Bewerbs hätten seine Nerven strapaziert, so Thurnbichler. „Ich musste irgendwohin gehen, um mein Herz davon abzuhalten, so zu schlagen. Zu unserem Glück hat Piotrek gewonnen, ich bin unglaublich glücklich.“ Mit Dawid Kubacki hat er auch den Zweiten des Gesamtweltcups in seinen Reihen, das Mixed ließ der fünffache Saisonsieger wegen einer Rückenverletzung aus. Thurnbichler traut dem 32-Jährigen jedoch noch einiges auf dieser WM-Bühne zu: „Es kommt noch die Großschanze.“

Auf die spitzt auch der Weltcupführende Havor Egner Granerud. Das Normalschanzen-Einzel und der Wind brachten dem heurigen Vierschanzentournee-Sieger kein Glück, er wurde nur Elfter. Im Mixed wurde der zehnfache Saisonsieger aber mit Silber belohnt, wie auch u.a. Johann Andre Forfang. Mit ihnen freute sich ein weiterer Tiroler, nämlich Norwegens Männer-Chefcoach Alexander Stöckl. In dieser Woche auf der Großschanze haben Horngacher, Thurnbichler und Stöckl nun noch einiges vor. Widhölzl wird mit Stefan Kraft und Co. dagegenzuhalten haben.

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(Bild: KMM)



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