Beschwerde an Putin
Einberufene: „Müssen ohne Training an die Front“
Irkutsker Reservisten haben sich zum dritten Mal mit einem Schreiben an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gewandt und darum gebeten, sie von den Angriffseinheiten zur Verteidigung zu verlegen. Denn es fehle ihnen an jeglicher Vorbereitung für Einsätze an der Front. Den Befehlshabern sei das egal - sie würden Aufmüpfige einfach erschießen.
Dass Putin im Ukraine-Krieg seine eigenen Soldaten verheizt, ist nichts Neues. Immer wieder machen Horrorgeschichten die Runde, wie beispielsweise, dass man Männer mit nur wenigen Kugeln für ihre veralteten und rostigen Gewehre in den Krieg geschickt hätte. Ausbildung? „Braucht man keine“, ist eine häufige Antwort der Befehlshaber.
Oft werden den Einberufenen Trainings versprochen, was sich später allerdings als Lüge entpuppt. Ohne Vorbereitung müssen sie dann an die Front. „Man wird zu Hamburgern gemacht“, meinte ein russischer Soldat gegenüber der „New York Times“ dazu.
In Russland schweigen (noch) nicht alle
Viele schweigen über die Missstände - aus Angst. Aber letztlich lassen sich doch nicht alle alles gefallen. Mobilisierte schilderten dem Kreml-Chef nun in einem Brief, dass sie mangels Trainings nicht alle Befehle ausführen könnten, da bei ihnen kein entsprechendes Wissen oder Erfahrung vorhanden seien. Wenn sie die Militärführung darauf aufmerksam machten, erhielten sie im Gegenzug nur Drohungen.
Zum Beispiel würde ihnen erzählt, sie könnten wegen Fahnenflucht zur Verantwortung gezogen werden. Von Menschenrechten fehle jede Spur. Ganz im Gegenteil, würde ihnen eingetrichtert, dass sie nur „Verbrauchsmaterial“ seien. Zurück nach Hause könnten sie nur, wenn sie verletzt seien - das sei die einzige Chance. Auch seien Sätze gefallen wie: „Dann schicken wir euch in eine Offensive, von der ihr nicht mehr zurückkehren werdet.“ Vorgekommen sei auch, dass man jene, die sich Anordnungen widersetzten, ohne mit der Wimper zu zucken erschossen habe.
Schwerverletzte werden einfach liegen gelassen
Auch prangerten die Einberufenen an, dass an der Front nur leicht verletzten Soldaten geholfen würde. Die Getöteten und Schwerverletzten lasse man einfach liegen, um nicht „unnötig Technik verlieren zu müssen“. Die Gefallenen ordne man dann einfach der Gruppe der Vermissten zu. Und die Leichtverwundeten würden unter gefährlichen Umständen mit einer Trage weggebracht und danach ins Krankenhaus geführt.
Bereits zwei Mal hatten sich Einberufene aus Irkutsk mit einem Brief an Putin gewandt. Das letzte Mal baten sie den Staatschef, „etwas gegen die gesetzlosen und kriminellen Befehle der Militärführung zu unternehmen“.
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