Traktat über Kopftuch

Eltern schockiert: Koran-Zitate in Kinderbuch

Wien
27.02.2023 20:56

Ein Erstlesebuch für ein Volksschulkind, erstanden im Internet bei Amazon: Das schenkt eine Frau nichtsahnend ihrer Patentochter in Wien. Als sie das Buch aufschlägt, gibt es plötzlich Verwirrung: Mittendrin wird der kindgerechte Inhalt abrupt unterbrochen und es beginnt ein Text über das muslimische Kopftuch, gespickt mit Zitaten aus dem Koran. Die Eltern sind schockiert.

Dort stehe, „dass der Hijab die Mädchen befreit“, das sei „ziemlich arg“, äußern sie sich entsetzt über den Inhalt. Der Vater des Kinds wandte sich an den Wiener ÖVP-Politiker Jan Ledóchowski, deren Töchter sind befreundet. Ledóchowski, auch Präsident der konservativen „Plattform Christdemokratie“ schickte krone.at gescannte Auszüge des Buchs. Mitten zwischen den Abenteuergeschichten von Mädchen beginnt darin eine Abhandlung darüber, warum gläubige Frauen das muslimische Kopftuch tragen sollten, mit dem Titel: „Muslimische Frauen und der Hijab-Schleier; Unterdrückung oder Befreiung“.

„Paradebeispiel, wie der politische Islam arbeitet“
Seitenweise werden Zitate aus dem Koran über die Rolle der Frau angeführt. Es sei eine „Sünde“ für eine muslimische Frau, keinen Hijab zu tragen, „aber es entspricht nicht der Wahrheit, zu behaupten, dass der Islam im Allgemeinen Frauen unterdrückt“, heißt es darin. Für Ledóchowski ist der Text ein „Paradebeispiel, wie der politische Islam arbeitet“. Aber wie kommen die problematischen Seiten in das Buch? Für die Eltern ist es ein Rätsel: „Entweder war das wer vom Verlag oder wer von Amazon … Das kann kein Zufall sein“, vermuten sie.

Anstatt, dass es mit der nächsten Geschichte weitergeht, schummeln sich Seiten dazwischen, auf denen über den muslimischen Schleier gepredigt wird. (Bild: zVg)
Anstatt, dass es mit der nächsten Geschichte weitergeht, schummeln sich Seiten dazwischen, auf denen über den muslimischen Schleier gepredigt wird.

Auf Anfrage von krone.at beim deutschen Verlag Thier Media, der „Anna, die Meeresforscherin“ herausgibt, zeigt sich Inhaber und Geschäftsführer Julian Thier ebenfalls überrascht: „Wir können uns nicht erklären, wie solche Texte in unser Kinderbuch gelangen“, schreibt er in einer Mail. „Ich kann Ihnen versichern, dass in unseren druckfähigen Dateien keine religiösen oder nicht zum Thema passenden Texte hinterlegt sind“, beteuert Thier. Man lasse Bücher über Amazon Kindle Direct Publishing extern drucken.

Fehler in der Druckerei vermutet
Auch der Text „Muslimische Frauen und der Hijab-Schleier“ ist online auf Amazon erhältlich, der Verlagschef vermutet, dass er in derselben Druckerei gedruckt wird. Er geht nicht „von boshafter Absicht der Druckerei aus, sondern einem einmaligen Fehler“. Er hofft, dass es ein Einzelfall bleibt. „Ich habe derartiges bisher noch nicht erlebt“, so Thier. Man werde sich an den Support von Amazon wenden und dem geschädigten Kunden das Buch ersetzen.

Das 27-seitige Traktat über das Kopftuch wird von „The Sincere Seeker“ publiziert, einem Verlag, der sich offiziell der Mission für den Islam verschrieben hat. Er verlegt selbst Kinderbücher, auf den Covern sind auch junge Mädchen mit Kopftuch abgebildet. Ein Buch der Serie „Islam für Kinder“ heißt etwa „Der Hijab meiner großen Schwester“.

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