Nur 14% machen mit

Lehrer schwänzen Fortbildung im Sommer

Österreich
29.08.2011 17:55
Neun Wochen Sommerferien neigen sich dem Ende zu. Was die Lehrer in dieser langen Zeit gemacht haben? Für die Weiterbildung jedenfalls nicht sehr viel. Nur 14 Prozent der Pädagogen besuchten Kurse. Die Mehrheit verlegt die Fortbildungen auf die Unterrichtszeit, wo die Stunden dann gratis suppliert werden müssen. Bildungsexperten bemängeln schon seit Längerem die fehlenden gesetzlichen Vorgaben.

Zeit für die Erweiterung des geistigen Horizonts gäbe es genug, doch gerade in den langen Sommerferien haben die Pädagogen offenbar keine Lust auf Fortbildung. Von den rund 115.000 Lehrern in Österreich besuchten 16.500 die Kurse der Pädagogischen Hochschulen. Das sind gerade einmal etwa 14 Prozent. 

896 Sommerkurse zur Weiter- und Fortbildung
Pflichtschullehrer müssen pro Jahr insgesamt 15 Fortbildungseinheiten absolvieren, Pädagogen an AHS und berufsbildenden Schulen brauchen gar keine Kurse zu besuchen, sofern diese nicht vom Direktor nach "sachlicher Erfordernis" festgelegt werden. 

Am Angebot mangelt es nicht, 896 verschiedene Kurse gibt es während des Sommers an den PHs zur Weiter- und Fortbildung für alle Lehrer, lauten die offiziellen Zahlen aus dem Ministerium für Unterricht und Kunst. Dieses Angebot entspreche aber nicht dem Bedarf der Lehrer, hatten Bildungsexperten bereits im Vorjahr im Rahmen der Detailanalyse der Österreich-Ergebnisse der ersten OECD-Lehrerstudie TALIS (Teaching and Learning International Survey) kritisiert.

Viele exotische Kurse auf dem Programm
So kann etwa, wer es traditionell mag, neben Kursen für Schulrecht und Burnout auch einen Trachtennähkurs besuchen, für Sportliche gibt es Wind- und Kitesurfen, und auch die Zubereitung von Sushi und Maki steht auf dem Sommer-Programm. Dass ein bestimmter Anteil an Weiterbildungsstunden im eigentlichen Fachgebiet abgelegt werden muss, ist nicht vorgeschrieben.

Diese Tatsache und die Verpflichtung auf 15 Stunden pro Jahr haben dazu geführt, dass "viele fortbildungsresistente Lehrer" sich in Alibiaktionen etwa zum Wein- oder Käsesommelier ausbilden lassen würden, ohne diese Kenntnisse für ihren Unterricht zu benötigen, so TALIS-Studienautor Fritz Kast.

Weiterbildung lieber während der Unterrichtszeit
Nicht vorgeschrieben ist auch, wann diese Kurse besucht werden müssen. Viele Pädagogen verlegen die Weiterbildung auf die Unterrichtszeit. Damit machen sich die Lehrer weder unter den Kollegen noch den Schulleitern Freunde, denn die Stunden des Kursbesuchers müssen dabei gratis suppliert werden, konstatierten die Autoren der TALIS-Studie. 

Ob sich das im Zuge des neuen Lehrerdienstrechtes, das derzeit verhandelt wird, ändert, ist fraglich. Das Unterrichtsministerium gibt sich sehr zurückhaltend: "Das wird vielleicht diskutiert." 

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