Mindestens 64 Tote
Bootsunglück: Suche nach Vermissten in Süditalien
Nach dem Bootsunglück vor der süditalienischen Region Kalabrien geht die Suche nach Vermissten weiter. Bisher wurden mindestens 64 tote Migrantinnen und Migranten gemeldet, diese Zahl könnte sich auf mehr als 100 erhöhen.
Ums Leben kamen ganze Familien, darunter mehrere Kinder und Zwillinge. Die Überlebenden wurden mit Frakturen, tiefen Schnittwunden und starken Prellungen ins Krankenhaus gebracht. „Die meisten Menschen an Bord des Fischerbootes konnten nicht schwimmen, und diejenigen, die sich über Wasser halten konnten, taten ihr Bestes, um anderen zu helfen“, sagte eine Helferin. Wie berichtet, konnte das Fischerboot dem rauen Meer nicht standhalten, prallte wenige Meter vor der Küste gegen die Felsen und zerbrach in zwei Teile. Die Trümmer seien bis zu 300 Meter vor der Küste verstreut gefunden worden, hieß es.
Bis zu 150 Menschen an Bord
Das Boot hatte laut der italienischen Küstenwache etwa 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord. Überlebende berichten hingegen von 140 bis 150 Menschen. Einer von ihnen ist der Afghane Javed, der gemeinsam mit seinem 14-jährigen Sohn überlebt hat. Seine Frau und drei weitere Kinder starben bei dem Unglück jedoch. „Es ist alles meine Schuld. Wir hätten nicht in dieses Schiff einsteigen sollen. Um mich zu retten, habe ich alles verloren“, sagte Javed zu den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern von Ärzten ohne Grenzen.
Der Afghane war vergangene Woche mit seiner Familie im türkischen Izmir in das Fischerboot eingestiegen, das ihn nach Italien hätte bringen sollen. Er flüchtete vor den Taliban und wollte in Europa mit seinen vier Kindern ein neues Leben beginnen. „All diese Menschen sind auf der Suche nach einer besseren Zukunft gestorben“, bestätigte auch Sergio Di Dato, Missionschef von „Ärzte ohne Grenzen“ laut italienischen Medien.
Drei Schlepper festgenommen
Drei mutmaßliche türkische Schlepper wurden bisher festgenommen. Die italienische Regierung unter Premierministerin Georgia Meloni bemüht sich nun, eine begrenzte Zahl legaler Einwanderinnen und Einwanderer ins Land zu holen. Vor allem in der Landwirtschaft und im Tourismus seien saisonale Arbeitskräfte dringend notwendig, hieß es. „In diesem Jahr werden wir daran arbeiten, circa 500.000 legale Einwanderer ins Land zu holen. Dies kann auch durch multilaterale und bilaterale Abkommen zur Unterstützung der legalen Einwanderung organisiert werden", sagte Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida. Gleichzeitig müsste Schlepperei effizienter bekämpft werden.
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