Taten von Fanatikern?
Vergiftungswelle an Mädchenschulen im Iran
Im Iran werden seit Wochen an verschiedenen Mädchenschulen zahlreiche Schülerinnen vergiftet. Behörden des Landes gehen von geplanten Taten aus. Seit November wurden Hunderte Fälle von Atemnot bei Schülerinnen gemeldet. Man nimmt an, dass religiöse Fanatiker mit den Anschlägen versuchen, Mädchen von der Schule fernzuhalten.
Wie die iranische Nachrichtenagentur Tasmin berichtet, seien am Dienstag „etliche Schülerinnen in der Chajjam-Mädchenschule in der Stadt Pardis in der Provinz Teheran vergiftet“ worden. Rund drei Dutzend Mädchen wurden demnach mit Vergiftungserscheinungen in Spitäler eingeliefert.
Eltern und auch manche Politiker gehen davon aus, dass unbekannte Fanatiker Schülerinnen gezielt ins Krankenhaus bringen wollen. Man mutmaßt, dass sie angesichts der Protestbewegung in Iran auch gleich die Schließung von Mädchenschulen im islamischen Land erzwingen wollen.
Berichten zufolge wurden die ersten derartigen Vorfälle bereits im November 2022 gemeldet, als die landesweiten Proteste gegen die Führung in Teheran im vollen Gange waren. Die Proteste waren durch den Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst worden. Die junge Frau war am 16. September gestorben, nachdem die Sittenpolizei sie in Teheran wegen eines Verstoßes gegen die strikte Kleiderordnung festgenommen hatte.
Bereits Hunderte Fälle gemeldet
Seither wurden in mindestens zwei anderen Städten Hunderte Fälle von Atemnot bei Schülerinnen gemeldet, darunter in der Stadt Ghom. Am Sonntag waren Schülerinnen einer Mädchenschule in Borudscherd mit rätselhaften Vergiftungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.
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Vergiftungen auch Thema im Parlament
Am Dienstag beriet sogar das Parlament in Teheran über die Vergiftungsfälle. An der Sitzung nahm laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA auch Gesundheitsminister Bahram Ejnollahi teil. IRNA zitierte den Parlamentspräsidenten Mohammad Bagher Ghalibaf mit den Worten, sowohl in Ghom als auch in Borudscherd habe man es mit „Vergiftungen von Schülerinnen“ zu tun.
Vizepräsidentin Massumeh Ebtekar bedauerte am Dienstag die „Wiederholung des Verbrechens der Vergiftung von Mädchen“. Sie forderte die iranischen Behörden auf, dem Treiben „den frauenfeindlichen Fanatikern ein für alle Mal ein Ende zu setzen“. Gesundheitsminister Ejnollahi kündigte eine schnelle Untersuchung der Vorfälle an.
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