Interview

Schneller zum Beruf Lehrer – was Polaschek plant

Tirol
01.03.2023 17:00

Ab 2024 soll die Lehrerausbildung neu greifen. Damit sollen junge Pädagogen früher in die Schulen kommen. Bildungsminister Martin Polaschek verspricht sich dadurch einen Rückgang des Lehrermangels. Was er sonst noch plant und warum er häuslichen Unterricht nicht verbieten möchte.

„Krone“: Herr Minister, Tausende Tiroler Kinder am Ende der Volksschule müssen derzeit um einen Platz in ihrer Wunschschule zittern. Der Run auf Gymnasien ist ungebrochen. Mittelschulen kämpfen mit Imageproblemen. Wie kann man das lösen und ist die frühe Trennung der Kinder zeitgemäß?
Bildungsminister Martin Polaschek: Ich würde es anders formulieren. Österreich hat ein differenziertes Schulsystem, das den Kindern verschiedene Möglichkeiten eröffnet. Wir müssen vielleicht noch mehr bewusst machen, wie bereichernd dieses breite Angebot ist. Man hat mit der Mittelschule genauso alle Möglichkeiten bis hin zum Studium. Dafür setzen wir ja auch zusätzliche Lehrer ein. Ich sehe keine Notwendigkeit, das duale System infrage zu stellen.

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Wir müssen grundsätzlich überlegen, ob der Unterricht noch zeitgemäß ist und die Kinder mitnimmt.

Bildungsminister Martin Polaschek

Stichwort Lehrer: Die fehlen immer öfter. Wo wollen Sie ansetzen?
Viele Länder stehen vor der Herausforderung. Wir haben unter dem Titel „Klasse Job“ schon früh reagiert. Manche Initiativen greifen rasch, wie das Anwerben von Quereinsteigern als Unterstützung für klassisch ausgebildete Pädagogen. Mehr als 1000 haben sich bereits gemeldet, aus allen Bundesländern. Langfristig greift die Reform der Lehramtsstudien, die wir gerade vorbereiten. Noch vor dem Sommer wollen wir dafür die gesetzliche Grundlage schaffen. Für die Sekundarstufe wird das Studium von sechs auf fünf Jahre verkürzt, für die Primarstufe das Bachelor-Studium verkürzt, der Master ausgedehnt und berufsbegleitend angepasst. Zudem werden mehr Praxisanteile eingebaut. Ab 2024 oder 2025 sollen die neuen Studienpläne stehen.Wir werden aber auch bei jenen Überzeugungsarbeit leisten, die bereits im Berufsleben stehen oder knapp davor – um etwa die Teilzeitquote zu senken. Von den Lehrern hören wir, dass sie mehr Unterstützungspersonal brauchen. Das passiert bereits im administrativen Bereich oder durch mehr Schulsozialarbeit. Mit dem Thema beschäftigen wir uns intensiv.

Mehr Unterstützung heißt: Den Lehrern bleibt mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern. Ist damit auch mehr Förderunterricht gemeint? Laut AK brauchen 27.000 Tiroler Kinder Nachhilfe.
Wir müssen grundsätzlich überlegen, ob der Unterricht noch zeitgemäß ist und die Kinder mitnimmt. Wenn Lehrpläne nur alle zehn bis 15 Jahre überarbeitet werden, hinken wir nach. Wir müssen schneller werden und brauchen eine breite Diskussion über das, was die Schule heute leisten kann und muss. Einfach wird das nicht, weil es bei diesem Thema rasch emotional und ideologisch wird.

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Das Recht auf häuslichen Unterricht ist in der Verfassung verankert. Wichtig ist, die Qualität im Auge zu haben.

Bildungsminister Martin Polaschek

Sie haben angekündigt, dass der Bund die Mehrkosten bei Überziehung der Stellenpläne für Landeslehrer nicht mehr tragen wird. Was heißt das für Tirol konkret? 
Es geht in dieser Frage um Kostenwahrheit. Bund und Länder haben eine bestimmte Summe ausgemacht, die aber immer überschritten wird. Wir haben einen Verordnungsentwurf vorgelegt, der Klarheit schaffen soll.

Lehrervertreter fordern ein Aus für den häuslichen Unterricht. Der hat in der Pandemie einen extremen Aufschwung erfahren. Tausende Eltern haben ihre Kinder von der Schule abgemeldet und daheim unterrichtet. Soll diese Möglichkeit fallen?
Das Recht ist in der Verfassung verankert und hat vor der Pandemie gut funktioniert. Man muss es nicht streichen, aber die Qualität des Unterrichts genau im Auge behalten. Die Qualität muss garantiert sein, wenn Eltern ihre Kinder daheim unterrichten. 

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