Mit einem Preisdeckel für russisches Rohöl wollen die westlichen Staaten eine wichtige Geldquelle des Kremls austrocknen. Die betroffenen Firmen agieren aber durchaus geschickt bei der Umgehung der Sanktionen - und verdienten offenbar deutlich mehr als die Preisobergrenze eigentlich zulassen soll.
Mit Hilfe eines Importstopps und eines Preisdeckels sollten Russlands Einnahmen in dem Bereich „signifikant reduziert“ werden, wie die EU-Kommission noch im Dezember verlautbarte. Wie eine neue Studie der Universität von Kalifornien, der Columbia Universität und des Instituts für International Finance nun zeigt, rollt der Rubel bei den Öltransporten weiterhin kräftig.
Höhere Preise über Umwege
Dabei sollte der Plan der westlichen Staaten eigentlich recht wasserdicht sein: Für all jene Staaten, die nach wie vor auf Öl aus Russland angewiesen sind, gilt eine Preisobergrenze von 60 Dollar (56,30 Euro) pro Fass (Barrel). Dies sollte etwa durch eine Deckelung der branchenüblichen Versicherungen gesichert sein - nur, wenn dies eingehalten wird, ist ein Öltransport überhaupt erlaubt.
Dennoch gelingt es den Russen, ihr Öl deutlich teurer zu verkaufen, wie die Studie nun zeigt: Vier Wochen nach Einführung der Grenze, erzielten die russischen Unternehmen durchschnittlich 74 Dollar (69,45 Euro) pro Barrel.
China springt ein
Dass die Einnahmen kaum reduziert werden konnten, hat für die Studienautoren mehrere Gründe. Zum einen habe Russland es geschafft, viel Öl in alternative Märkte wie China, Indien und die Türkei umzuleiten. Da der Ölpreis zuvor auf einem Rekordniveau lag, sorgten auch hohe Rabatte für diese Staaten zu keinem wesentlichen Loch in den Unternehmenskassen.
Dazu kommt, dass Russland auch von den deutlichen Preisunterschieden auf den Ölmärkten profitiert. Während man etwa für die ehemals wichtigste Öl-Sorte Urals tatsächlich weniger als 60 Dollar pro Barrel erhält, erzielt man mit Öl in Pazifischen Häfen (etwa für China) Preise von durchschnittlich 82 Dollar (77 Euro).
Auch Schattenflotte hat Effekt
Auch die eigens angeschaffte „Schattenflotte“ an vormals ausgemusterten Öltankern schlagen sich für Russland offenbar positiv zu Buche. Diese halten sich im Gegensatz zu westlichen Reedereien nämlich nicht an die Sanktionsvorgaben. Das fällt insofern ins Gewicht, da laut der Studie rund 50 Prozent des russischen Öls von Tankern transportiert wird.
Forscher fordern drastischere Maßnahmen
Der Markt ist laut der Studie damit zweigeteilt - die Forscher sehen daher dringenden Handlungsbedarf und fordern entsprechende Nachbesserungen, um die Wirksamkeit der Sanktionen wirklich sicherzustellen. Es brauche laut der Analyse dringend „weitere Untersuchungen dieser Transaktionen“, fordern sie auch drastischere Maßnahmen. Konkret fordern sie eine Art Taskforce sowie einen „ähnlich aggressiven“ Ansatz bei Ölprodukten wie Kerosin und Diesel.
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