Zur Auswahl für eine neue Couchgarnitur standen vor fast 35 Jahren im Film Ödipussi die Farben Mausgrau, Staubgrau, Aschgrau, Steingrau, Bleigrau, Zementgrau und weitere gedeckte Grautöne. Die Zuschauer waren höchst amüsiert, als Loriot als Held des Films diese Farben vorschlug. Ein Vorgeschmack auf die Online-Konfiguratoren heutiger Automarken.
Chronosgrau Metallic, Manhattangrau, Terragrau, Sophistograu, Graphit Grey, Skyscraper Metallic, Selenitgrau, Delfingrau Metallic, Magnetic Metallic, Uranograu, Mineralgrau, Stahlgrau, Highlandgrau und Dolomitgrau sind nur ein Ausschnitt aus den angebotenen Grautönen.
Nur dass heute niemand mehr lacht. Denn Autofahrer machen (nicht nur hierzulande) bei der Farbauswahl ihrer Neuwagen selten Experimente und entscheiden sich für gedeckte, unauffällige Farben. Grau (Silber wird nicht als eigene Farbe geführt) führt mit gut 35 Prozent die Farben-Hitliste mit großem Vorsprung an, und das nicht erst seit gestern.
Auf Platz zwei hat es eine Wachablösung gegeben: Neuerdings ist Schwarz die zweithäufigste Lackfarbe, nachdem sie in den Vorjahren noch auf Platz drei gelegen war. Dort liegt jetzt Weiß. 78 Prozent der Neuwagen sind sozusagen in Weiß, Schwarz oder einer Mischung daraus lackiert.
Jeder Dritte ist grau - warum?
Mehr als jeder dritte Neuwagen in Österreich fährt ab Werk in einem Grau/Silber-Farbton vor. Aber warum ist das so? Ein Grund dürfte sein, dass oftmals ein Grauton ähnlich wie Weiß ohne Aufpreis angeboten wird. Doch in dem riesigen Angebot an Grautönen sind aufpreisfreie trotzdem in der Minderheit.
Durchforstet man die Konfiguratoren der Autohersteller, sieht man, dass fast jedes Unternehmen mehr als einen grauen Lack im Angebot hat. Von einfachen Uni-, über Metallic- und Perlmetallic-Lack bis hin zu matten oder zweifarbigen Ausführungen ist alles dabei. Bei den Namen des „Fifty shades of grey“-Angebots sind die Unternehmen durchaus kreativ. Rennstrecken, Mineralien, Vulkane, Metalle oder Berge dienen als Inspirationsquelle.
Die Preise für die Grautöne fallen je nach Hersteller, Fahrzeuggröße und Lackzusammensetzung unterschiedlich hoch aus. Vergleichsweise günstig ist etwa das „Mondsteingrau“ des VW Golf in für 360 Euro, wobei Uranograu gratis ist.
Der Fiat 500 kommt um 600 Euro Aufpreis in „Pompei Grau“, der Opel Astra kleidet sich um 660 Euro in „Vulkan Grau Metallic“.
Dass es auch deutlich teurer geht, zeigen etwa BMW mit dem 7er (Frozen Pure Grey Metallic für 3.900 Euro) oder Mercedes (Manufaktur Siliziumgrau uni um 7400 Euro). Noch teurer wird’s im Fall einer Zweifarblackierung: Für Individual Two-Tone-Lackierung Oxidgrau Metallic„ muss man beim 7er über 12.000 Euro bezahlen. Aber auch bei den teuren Marken gibt es Gratis-Grau, etwa beim 7er-BMW das Dravitgrau metallic.
Immer gut „angezogen"
Andere Farben wie Schwarz, Weiß oder Blau und Rot können richtig ins Geld gehen, trotzdem ist Grau beliebter. Für das Mercedes-Designteam ist die große Wandelbarkeit der grauen Farbe das Kaufkriterium. “Grau ist quasi der Allrounder unter den Lacken, jedoch ohne Kompromisse einzugehen.„ Man könnte auch sagen, man macht mit dieser Farbauswahl nicht viel falsch. Wie mit einem klassischen (grauen) Business-Anzug oder -Kostüm ist der Träger oder die Trägerin immer gut angezogen. Aus Sicht der Designer harmonieren Grautöne zudem gut mit verschiedensten Exterieurvarianten und betonen etwa Designkanten oder Luftauslässe.
Der Beliebtheit kommt außerdem der höhere Wiederverkaufswert im Vergleich zu exotischeren Farben zugute. Dass man auf grau lackierten Fahrzeugen Schmutz nicht so schnell erkennt, gehört sicherlich ebenfalls zu den Gründen, warum dieser Lackton gern geordert wird.
Übrigens: Weltweit war im Jahr 2022 Weiß wieder die mit Abstand beliebteste Farbe bei Neuwagen. 39 Prozent der 2022 produzierten Fahrzeuge waren in dieser Farbe lackiert, wie aus dem „Color Report for Automotive OEM Coatings“ des Chemieunternehmens BASF hervorgeht. Auf Platz 2 des internationalen Farbrankings folgt Schwarz (18 %), dahinter liegen Grau (16 %) und Silber (8 %). Grau/Silber mit zusammen 24 Prozent überzeugt also viele Neuwagenkäufer auch in der Welt.
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