Trotz eines Gutachtens, das fehlende Transparenz bemängelt und dem Ersturteil gegen den Verbund geben sich Oberösterreichs Energieversorger in der Tarifdebatte völlig entspannt.
Tiefenentspannt sehen in Oberösterreich die großen Stromversorger die immer größer werdenden Kritik an für den Endverbraucher nicht nachvollziehbaren Preiserhöhungen. Auch das Gutachten der Arbeiterkammer Tirol, das explizit sagt, dass es zu wenig sei, nur mit Inflation, Krieg und Krise zu argumentieren, dazu das Ersturteil gegen den Verbund: kein Grund zur Sorge.
Drittes Mal schauen Juristen „drüber“
„Wir haben die Preiserhöhung mit juristischer Begleitung gemacht, nochmal prüfen lassen und jetzt eine dritte externe Prüfung in Auftrag gegeben“, heißt es bei der Energie AG, die bekanntlich vom Mehrheitseigentümer Land Oberösterreich einen Prüfungsauftrag bekommen hat. Die Kritik vom Arbeiterkammer-Chef Andreas Stangl, dass Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner als Aufsichtsratsvorsitzender der Energie AG die Preiserhöhung abgesegnet habe, lässt dieser nicht gelten: „Die Preisbildung ist eine rein operative Aufgabe des Vorstands. Der Aufsichtsrat ist hingegen ein Kontrollgremium.“
Wir hatten langfristig zu guten Preisen eingekauft, konnten daher Konditionen für Kunden lange halten. Die erfolgte Anhebung war aber unumgänglich.
Thomas Holl, Sprecher Wels Strom
Einkaufspreis hat nachgegeben
Aber es gibt in Oberösterreich weitere große Versorger. Etwa die Linz AG, die bei der Strompreisdebatte, die vor allem auf die Bestandskundentarife abzielt, völlig „gechillt“ ist: „Wir haben zum Jahreswechsel die Tarife nicht erhöht und die vergleichsweise günstigen Tarife werden bis auf Weiteres auch zu halten sein.“ Es gab am 1. Februar für Neukunden eine Senkung – die Energie AG hat dies auch durchgeführt. Denn der Einkaufspreis am internationalen Strommarkt hat deutlich nachgegeben.
Der Bestandskundentarif gilt seit 1. Juli 2022. Der Neukundentarif wurde mit 1. Februar 2023 gesenkt, was wegen der entspannteren Marktlage möglich war.
Susanne Gillhofer, Sprecherin Linz AG
„Tarifgestaltung ist nachvollziehbar“
Bei der Wels Strom wurden die Preise mit 1. Jänner und für Kunden mit Preisgarantie am 4. Februar von 10,16 Cent auf 32,94 Cent je Kilowattstunde angehoben und liegen auf dem Niveau der Energie AG. „Wir konnten unsere Preise lange halten und können die Erhöhung belegen. Die Einkaufspreise sind vier- bis fünfmal höher als vor Corona“, sieht Thomas Holl, Wels-Strom-Sprecher, eventuellen Beschwerden, die sich auf das Gutachten von Tirol stützen, gelassen entgegen.Und auch bei der Energie Ried ist die Stimmung ähnlich: „Unsere Preisgestaltung ist nachvollziehbar und rechtskonform.“
„Krone“-Kommentar: Ist da irgendetwas faul?
Wenn die Semmel plötzlich teurer wird, sollte der Bäcker erklären können, wie sehr sich auch seine Kosten für die Produktion von Gebäck erhöht haben. Auch wenn sich die oberösterreichischen Energieversorger gelassen geben, geht es bei ihnen um dasselbe: Wie hoch waren ihre Kosten vor der Preiserhöhung, damit bei uns eine Kilowattstunde Strom aus der Leitung fließt - und wie hoch danach? Dass das komplizierter ist als bei einer Semmel, ist den Menschen egal. Die Antwort muss mit der Stromrechnung zusammenpassen. Sonst ist da irgendetwas faul - und Schluss mit der Gelassenheit!
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