Mobbing bei Kindern:

„Auch nach Schule gibt‘s keinen sicheren Ort mehr“

Steiermark
02.03.2023 14:00

Was früher die Prügelei am Schulhof war, ist jetzt das Foto in sozialen Medien, erklärt Kinder-Psychologin Katrin Mayer im Interview.

„Krone“: Bemerken Sie einen Anstieg von Mobbing bei Kindern und Jugendlichen?
Katrin Mayer: Das ist schwer einschätzbar, vielleicht ist es uns auch nur bewusster geworden. Durch Home-Schooling während der Pandemie und die häufigere Nutzung von Online-Plattformen hat sich aber vor allem der Ort des Mobbings verlagert und es sind neue Arten entstanden. Auch nach der Schule gibt es nun keinen sicheren Raum mehr, das belastet zusätzlich. Schüler jeden Alters sind übrigens gefährdet, ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl kann aber schützen.

Hänseleien machen nicht mehr vor der eigenen Haustüre Halt, Home-Schooling während der Pandemie hat Cybermobbing noch zusätzlich befeuert. (Bild: Krone KREATIV (Bild: Stock Adobe))
Hänseleien machen nicht mehr vor der eigenen Haustüre Halt, Home-Schooling während der Pandemie hat Cybermobbing noch zusätzlich befeuert.

Was geht in den Tätern üblicherweise vor?
Auslöser kann das Unvermögen sein, mit dem eigenen Zorn oder der eigenen Langeweile umzugehen. Oft wird die Grenze zwischen Spaß und Ernst nicht erkannt. Weitere Gründe: Wunsch nach Machtausübung, Demonstration von Gruppenzugehörigkeit oder rassistische Motive. Täter versuchen oft, ihren abhanden gekommenen Selbstwert wiederaufzubauen.

Wie kann man dem entgegenwirken?
Wenn es in einer Gemeinschaft gelingt, ein Klima zu schaffen, das auf klaren Regeln und Wertschätzung basiert, ist die Gefahr um vieles geringer. Für die virtuelle Welt gibt es klare Präventivmaßnahmen, wie sich mit Privatsphäre-Einstellungen auseinanderzusetzen.

Katrin Mayer führt eine kinderpsychologische Praxis in Liebenau und Vasoldsberg. (Bild: Mayer)
Katrin Mayer führt eine kinderpsychologische Praxis in Liebenau und Vasoldsberg.

Wann sollten Kinder Hilfe suchen, wie und bei wem?
Betroffene können sich an Eltern, Lehrer, Schulpsychologen oder Sozialarbeiter wenden. Dringenden Handlungsbedarf gibt es bei täglicher Belastung. Aus Scham oder Angst wird das aber oft nicht gemacht. Statt Strafe und Härte für die Täter sollte das Ziel auch Ausgleich und Versöhnung sein.

Häufigster „Tatort“

Social-Media-Plattformen wurden bei einer Umfrage unter Österreichs Jugendlichen vor zwei Jahren als häufigster Ort für Cyber-Mobbing genannt. Auf Platz eins lag Instagram (56%), auf Platz zwei TikTok (42%), Facebook auf Platz drei (36%).

Warum ist Mobbing langfristig so gefährlich?
Mobbing ist ein Brandbeschleuniger für psychische Erkrankungen wie Ängste, Schlafstörungen, Depressionen bis hin zur Äußerung von Suizidgedanken.

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