Wolfgang Mückstein hat in weißen Sneaker bei seiner Angelobung für Diskussionen gesorgt, Angela Merkel setzte in Gruppenbildern als „Farbfleck“ Akzente und Slim-Fit-Anzüge, lassen den Träger „leistungsfähiger“ wirken. „Mit Bildern ist es leichter Politik zu machen, als mit Worten“, sagt Daniel Kalt, Modejournalist und Autor im Gespräch mit Jana Pasching. Deshalb sei die Bildsprache über die Kleidung auch in der Politik ein sehr beliebtes Mittel der Kommunikation. Auf zu viel Luxus sollte man als Politiker dennoch lieber verzichten.
Autor Daniel Kalt beschreibt in seinem Buch „Staat tragen“ die politischen Mode-Codes und entschlüsselt Botschaften von Active Wear bis Statement Dresses und seziert modische Fehlgriffe. Als letzteres sahen Kritiker die weißen Turnschuhe von Ex-Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein bei dessen Angelobung im Jahr 2021. Dürfen Politiker Sneaker tragen?
„Dürfen tut man ja tatsächlich alles“, sagt Kalt. „Ich fand das mit Wolfgang Mückstein besonders interessant, weil es keinen Präzedenzfall gesetzt hat. Den großen Turnschuh-Moment hat Joschka Fischer verursacht, als er 1985 als Umweltminister von Hessen angelobt wurde.“ Wenn Wolfgang Mückstein weiße Turnschuhe trägt, sei das ganz bewusst als ein spielerischer Rückverweis auf Joschka Fischer gemeint. „Hier wollte man bewusst eine Verbindung herstellen, mit jemanden, der vorangegangen ist.“
Politiker sollten lieber auf Luxusmarken verzichten
Während die weißen Turnschuhe von Mückstein durchaus polarisierten, sollten Politiker lieber auf zu viel Luxus verzichten. Gerade in Krisenzeiten würde das kein gutes Signal senden. „Wenn man in Zeiten drohender Wirtschaftskrisen als Notenbankchefin seine Vorliebe für eine Luxusmarke weiter auslebt - und das für alle erkennbar ist - dann ist das schon eher heikel.“
Angela Merkel sei laut Daniel Kalt kleidertechnisch ein Sonderfall. Als Politikerin sprach sie sich in einem Interview sogar dezidiert gegen das „Aufgestylte“ aus. „Im Laufe ihrer Kanzlerinnenschaft hat sie einen sehr markanten Look für sich herausgearbeitet, geradezu eine Personaluniform.“ Ihre sehr ähnlich geschnittenen Kostüme trug sie in allen möglichen Farben. Auf Gruppenbildern war sie als „Farbfleck“ immer gut erkennbar.
Slimfit zieht Rückschluss auf Lebensstil
Während Bierpartei-Chef Dominik Wlazny in Lederjacken zwar durchaus polarisiert und damit das Rebellische verkörpert, setzen Vertreter der „Slim-Fit-Truppe“ auf ein anderes Statement: Sebastian Kurz und seine Mitstreiter standen damit vor allem für einen Generationswechsel und Verjüngung. Aber auch Altkanzler Christian Kern setzte auf die schmalen Anzüge. „Der weitgehende Verzicht auf Krawatte und Verschmälerung der Silhouette wirkt jugendlicher. Andererseits ist es eine Silhouette, die man sich leisten können muss.“ Das lasse auch wieder Rückschlüsse auf den Lebensstil zu. „Man gibt sich leistungsfähiger.“
Das ganze Interview mit Daniel Kalt sehen Sie im Video oben.
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