Corona-Skandal
Geleakte WhatsApp-Nachrichten: London in Aufruhr
Die Technologien der heutigen Zeit haben so ihre Tücken. Unbedacht tauschte sich der innerste Zirkel der britischen Regierung über den Messenger-Dienst WhatsApp über Corona-Fragen aus. Nun gelangte das Material allerdings zum Leidwesen der Involvierten an die Öffentlichkeit.
Die Veröffentlichung von WhatsApp-Mitteilungen aus dem innersten Zirkel der britischen Regierung wirft in Großbritannien ein neues Schlaglicht auf Entscheidungen in der Corona-Pandemie. Der „Telegraph“ veröffentlichte in dieser Woche in einer mehrteiligen Serie von Chat-Nachrichten des konservativen Politikers Matt Hancock, der zu den Hochzeiten der Pandemie als Gesundheitsminister weitreichende Entscheidungen traf.
Wissenschaftlichen Rat ignoriert
Daraus geht unter anderem hervor, dass Hancock den wissenschaftlichen Rat ignorierte, alle Besucher von Pflegeheimen zu testen. Auch der teils gehässige Ton gegen Lehrer und Gewerkschaften sorgt für Aufsehen. Die Journalistin Isabel Oakeshott hatte der Zeitung die mehr als 100.000 Nachrichten zur Verfügung gestellt. Normalerweise arbeitet sie für den Sender TalkTV, während der Pandemie wurde sie als Lockdown-Gegnerin bekannt.
Oakeshott hatte als Ghostwriterin an Hancocks Memoiren mitgearbeitet und deshalb Zugriff auf die Nachrichten bekommen. Diese wurden auch der offiziellen Untersuchung zum Umgang mit der Corona-Pandemie zur Verfügung gestellt, die jedoch nur langsam vorankommt und sich noch Jahre hinziehen könnte.
Veröffentlichung als moralische Pflicht?
Oakeshott verteidigt ihren Schritt mit dem Argument, es bestehe ein überragendes öffentliches nationales Interesse an den Inhalten. „Kein Journalist, der etwas auf sich hält, würde in einer so wichtigen und historischen Angelegenheit Informationen zurückhalten“, sagte sie dem Sender BBC am Donnerstag. Hancock hingegen wirft der Journalistin vor, sich nicht an eine Verschwiegenheitserklärung gehalten und sein Vertrauen missbraucht zu haben.
Die britische Regierung wurde für ihren oft eigenwilligen, riskanten sowie teils zögerlichen Kurs immer wieder kritisiert. Mit fast 200.000 Todesfällen, bei denen Covid-19 auf dem Totenschein vermerkt ist, gehört das Land zu den am schwersten von der Pandemie getroffenen in Europa.
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