Das Linzer Musiktheater ist heuer zehn Jahre alt. Thomas Königstorfer (57) hat es einst von der kaufmännischen Seite her „zur Welt gebracht“. Nun zieht er Bilanz und sagt auch, was der Klimawandel für das Theater bedeutet. Zudem gibt er Preis, was eine interne Studie über das Publikum herausgefunden hat, denn Corona hat die Menschen verändert...
„Krone“: Wie sehen Sie das Musiktheater heute, zehn Jahre nach der Eröffnung?
Thomas Königstorfer: Dass das Haus gebaut wurde, war eine mutige und richtige Entscheidung! Entgegen allen Unkenrufen damals ist es auch nach 10 Jahren noch eines der zehn bestbesuchten Repertoiretheater im deutschen Sprachraum. Das hat drei Gründe: Wir bieten hoch stehende Opernkunst, international begehrten Tanz, sowie Musicals auf Broadway-Niveau.
Hätte man damals die Energieversorgung anders machen sollen? Jetzt, wo Teuerungen und Klimawandel schlagend werden…
Für das Theater ist das Kühlen mindestens ein genauso großes Thema, wie das Heizen. Wir haben daher Fernwärme und Fernkälte - und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Diese würde man mit der heute möglichen Technik größer planen können. Energiesparen ist ein großes Thema für Theater, wir arbeiten daher auch laufend an Energiesparthemen.
Was ist geplant?
Wir haben eine Photovoltaikanlage und eine Warmwasseraufbereitungsanlage am Dach. Wir erneuern und erweitern die Anlagen, da die heutigen Paneele das Doppelte leisten. Aber selbst wenn wir das gesamte Dach vollpflastern, können wir nur einen Bruchteil des Energiebedarfs abdecken. Wir wollen daher auch Energiesparen.
Wo spart man im Theater?
Wir rüsten bereits seit zwei Jahren die Leuchtkörper der Musiktheater-Bühne auf LED um. Alle 115 kopfbewegten Scheinwerfer sind mittlerweile auf LED umgerüstet, vor uns liegt noch die Erneuerung der manuell zu bedienenden. Dann widmen wir uns den Foyers, den Theaterwerkstätten und der Tiefgarage. Und: Wir möchten heuer für das Musiktheater das Umweltzeichen beantragen.
Die Lockdowns räumten die Theater leer. Wer sitzt jetzt im Publikum?
Wir analysieren das gerade auf Basis einer internen Studie, in der wir 1800 Besucher befragt haben. Wir wissen daraus: Die Freizeitgewohnheiten der Oberösterreicher haben sich verändert. Und wir wissen jetzt, dass 10 bis 20 Prozent unseres Publikums seit Corona nicht wieder zu uns gekommen sind.
Woran liegt das?
Interessanterweise ist nicht Netflix unser Konkurrent – das haben wir abgefragt. Aber zwei Drittel der fehlenden Besucher sagen: „Wir haben unser Freizeitverhalten umgestellt!“ Viele empfinden ihr eigenes Zuhause als Schutzwall gegen alle Verunsicherungen, sie bleiben mehr zu Hause. Zweitens gehen viele mehr in die Natur hinaus.
Wie bilanzieren Sie die laufende Spielsaison?
Im Herbst 2022 hatten wir noch minus 20 Prozent. Das hat sich aber stark gebessert. Wir sind seit Dezember sowie Jänner, Februar 2023 auf einem Niveau unterwegs, das zum Teil sogar über der Vor-Coronazeit liegt. Aber: Unser Publikum ist wählerischer und zugleich bereit, mehr Geld für ein Ticket auszugeben. Wir zählen etwas weniger Köpfe, haben aber dafür höhere Ticketerlöse.
Ihre Highlights im Jubiläumsjahr?
Wir feiern mit einer Reihe von Veranstaltungen. Die Wagner-Oper „Meistersinger von Nürnberg“, die am 8. April im Musiktheater Premiere hat, ist unsere Jubiläumsproduktion. Mein persönliches Highlight ist das Jubiläumskonzert „BÄM. 10 Jahre Musicalensemble Linz“ am 13. Mai. Eine solche Musical-Sparte wie am Musiktheater kenne ich nämlich an keinem anderen Theater in Europa.
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